Nachdem die starrsinnige Theresa May nicht für genügend Zustimmungswerte sorgen konnte, bekam kurzerhand Wuschelkopf Boris Johnson die Hauptrolle.

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So wie Bill Murray im Komödienklassiker Und täglich grüßt das Murmeltier, so erleben auch wir seit Monaten immer denselben Albtraum – wegen des Brexits. Die Unterhausdebatten in London drehen sich immer um die gleichen Details, und immer werden die Pläne der Regierung durchkreuzt. Der ganze Zirkus um den Abschied der Briten aus der Europäischen Union ist schon längst ein einziges Déjà-vu – immerhin eines mit hohem Unterhaltungsfaktor, trotz der ernsten Lage.

Dank BBC sehen wir das alles live und in Farbe – zuletzt am Samstag in der (gefühlt) 524. Folge dieser Endlosserie, und Anfang dieser Woche gibt es gleich die nächste. Ein Paradies für politisch veranlagte Binge-Watcher.

Immerhin wechselt ab und zu die Besetzung: Nachdem die starrsinnige Theresa May nicht für genügend Zustimmungswerte sorgen konnte, bekam kurzerhand Wuschelkopf Boris Johnson die Hauptrolle. Doch auch dessen Fortune ist, im Gegensatz zu seiner Redekunst, extrem begrenzt.

Die wahren Protagonisten sind die Hinterbänkler im Unterhaus: Sie fordern die Regierung heraus, setzen sie so unter Druck, dass Johnson wimmernd um sein Überleben kämpfen muss. Und es wären nicht die Briten, würden sie sich nicht höflich mit "mein ehrenwerter Herr", "meine ehrenwerte Dame" anreden, während sie ihm oder ihr das Messer in den Rücken rammen. Um wie viel stilvoller wäre es, spräche man so auch in unserem Nationalrat, während die Hackln fliegen. Und zwischendurch könnte ja Wolfgang Sobotka sonor "Oooooordeeeeeer!!!" in den Saal brüllen. (Gianluca Wallisch, 21.10.2019)