Die San Francisco 49ers bleiben vorerst auf Perfect-Season-Kurs und konnten den sechsten Sieg in Folge einfahren. Green Bays Quarterback Aaron Rodgers lieferte beim Sieg seiner Packers über die Oakland Raiders eine makellose Leistung ab. Marcus Peters zeigte ein perfektes Debüt. Teddy Bridgewater verhilft seinen Saints zum nächsten Erfolg. Und die Miami Dolphins? Ja, die sind auf dem besten Weg die Negativ-Saison zu perfektionieren.

Regenschlacht in der Hauptstadt

Die Bedingungen für ein schönes Footballspiel am FedEx Field der Washington Redskins waren alles andere als gegeben: Im strömenden Regen begrüßten die Hauptstädter das Team der Stunde – abgesehen von New England – die San Francisco 49ers. Es war kein Leckerbissen der den Fans geboten wurde, aber ehrlicher und im wahrsten Sinne des Wortes – dreckiger – Football.

Bild nicht mehr verfügbar.

Muddy Waters?
Foto: ap/brandon

Es wurde wenig geworfen und es wurden noch weniger Touchdowns erzielt – für die entscheidenden Punkte der 49ers sorgte Kicker Robbie Gould, der drei Field Goals verwandeln konnte. Er machte es damit besser als sein Gegenüber Dustin Hopkins, der einen vielversprechenden Drive der Redskins zu Beginn des Spiels mit einem misslungenen Versuch beendete. Es war aber kein ganz übles Spiel der Redskins, die zunächst durch Laufspiel über Adrian Peterson und einer soliden Defensive den 49ers Paroli bieten konnten. Eine Fumble des Altstars am Ende des dritten Viertels sollte das Momentum zu Gunsten San Franciscos kippen lassen. Am Ende hat die Defense der 49ers wieder unter Beweis gestellt, dass sie zu den derzeit besten Einheiten der Liga gehört: Angeführt von Rookie Nick Bosa (sieben Tackles, ein Sack, vier Tackles für Raumverlust), zeigte der Defensivverband eine herausragende Leistung mit nur 154 zugelassenen Yards. 9:0 gegen Washington, 6-0 in der Saison. So kann’s weiter gehen.

Packers Offensive explodiert

Aaron Rodgers – Mann des Abends? Er trägt Schnauzbart. Er jubelt in Wrestling-Manier. Er wirft mit der Schluss-Sekunde 60-Yard-Bomben in die Endzone und bereitet damit gegnerischen Fans auf Jahre Albträume. Fans der Oakland Raiders wurden Zeuge eines historischen Tages: Aaron Rodgers legte erstmals in seiner Karriere ein perfektes Spiel hin und beendete die Partie mit dem bestmöglichen Quarterback-Rating von 158.3.

Bild nicht mehr verfügbar.

Touchdown Green Bay
Foto: reuters/hoffmann

Er benötigte dafür lediglich fünf Touchdown-Pässe (25/31 für 429 Yards), obendrauf setzte er noch einen Rushing-Touchdown. Dass sein bevorzugter Receiver Davante Adams die dritte Woche verletzungsbedingt fehlte, störte den Altmeister nicht. Er fand andere Mitspieler die seine Pässe in die Endzone trugen. Die Offensive der Packers – in den vergangenen Wochen trotz des guten Sieg-Niederlagen-Verhältnisses eher mau – brachte alles auf das Feld, was sie zu bieten hatte und zerlegte die Raiders in deren Einzelteile. Mit einer weiteren starken Defensivleistung um Blake Martinez (16! Tackles, ein erzwungener Fumble) konnten die Packers auch ohne Schiedsrichter-Hilfe einen verdienten 42:24 Sieg über Oakland feiern.

Noch ein Wort zu den Raiders: Derek Carr sollte sich langsam abgewöhnen den Ball in der gegnerischen Endzone zu fumbeln. Das passierte ihm nicht zum ersten Mal. Überhaupt ist Ballsicherheit eine große Schwäche des Raiders-Spielmachers: 23 Mal verlor er so den Ball seit seinem ersten Liga Einsatz 2014 – kein anderer Quarterback (nicht einmal Jameis Winston) verlor so häufig den Ball. Coach Jon Gruden muss sich aber auch auf defensiver Seite etwas einfallen lassen. Teilweise war das nicht anzusehen, was Oakland da ablieferte.

Das Ende von Dan Quinn?

Die Atlanta Falcons befinden sich weiterhin im freien Fall, auch wenn eine Niederlage gegen den letztjähigen Super Bowl-Teilnehmer Los Angeles Rams keine Schande ist. Die Rams konnten sich nach drei Niederlagen in Folge wieder auf die Siegerstraße zurückhieven und einen deutlichen 37:10 Auswärtserfolg feiern.

Das Matchup zwischen einer schwachen Rams O-Line und einem ebenso schwachem Pass Rush der Falcons ging an die Rams. Jared Goff fand sich kein einziges Mal am Boden wieder und konnte 22 seiner 37 Passversuche bei seinen Mitspielern für 268 Yards und zwei Touchdowns anbringen. Das Laufspiel der Rams um Todd Gurley ist immer noch nicht richtig in der Saison angekommen, der Offensive Player des Jahres 2017 konnte aber immerhin einen Receiving-Touchdown beisteuern.

Die Defensive der Rams war mit Ramsey richtig heiß: Dante Fowler Junior kam auf drei Sacks, ebensoviele Tackles for loss und einen erzwungenen Fumble. Neuzugang Jalen Ramsey wurde sofort gegen Star-Receiver Julio Jones eingesetzt, er erlaubte drei gefangene Pässe von Jones für 69 Yards. Aaron Donald war wie fast immer überall und auch in den Fight des Wochenendes involviert: Wohl frustriert von der Performance seines Teams brannten bei Falcons-Runningback Devonta Freeman die Sicherungen durch und schlug Donald, was mit einem Spielausschluss richtig quittiert wurde. Das war aber noch nicht das schlimmste an diesem Abend für die Falken: Quarterback Matt Ryan musste im Schlussviertel vom Feld, er verletzte sich nach einem Sack von Donald am Knöchel und konnte nicht mehr weitermachen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Für Falcons Quarterback Ryan ist's vorbei.
Foto: reuters/getz

Die Tage von Falcons Head Coach Dan Quinn dürften langsam aber sicher gezählt sein. Nur ein Sieg aus sieben Spielen sind zu wenig. Die Luft ist deutlich heraußen. Auch wenn die Falcons einen Trainerwechsel in der Saison gerne vermeiden wollten – sie werden nicht drum herum kommen.

Vikings auf Kurs

Die NFC North gilt als eine der engsten Divisions der Liga, dementsprechend galt vor dem Duell der Minnesota Vikings und den Detroit Lions für beide Mannschaften "Verlieren verboten!". Am Ende traf es wieder einmal die Löwen, die dank einer herausragend schlechten Defensivleistung den Wikingern den Sieg quasi am Silberteller reichten – 42:30 für Minnesota.

Kirk Cousins sah wie der Superstar aus als den man ihn geholt hat, warf für 337 Yards (24/34) und vier Touchdowns. Dalvin Cook war nicht zu stoppen und lief zu 142 Yards und zwei Touchdowns. Einzig richtig bitterer und großer Wehrmutstropfen auf Seiten der Vikings: Wide Receiver Adam Thielen verletzte sich bei seinem Touchdown-Catch und zog sich eine Blessur am Oberschenkel zu. Der Passfänger fiel daraufhin für das restliche Spiel aus.

Verletzungen prägten auch das Spiel der Lions: In einem einzigen Drive verletzten sich mit Cornerback Darius Slay sowie Linebacker Jarad Davis gleich zwei Stützen, Damond Harrison, Tracy Walker und Rashaan Melvin spielten angeschlagen weiter. Dass sich Runningback Kerryon Johnson auch noch am Knie verletzte und wohl einige Wochen auszufallen droht, macht die Saison für die Lions nicht einfacher.

Bild nicht mehr verfügbar.

Vikings Receiver Thielen bei der Arbeit
Foto: reuters/fuller

Mann des Spiels war aber dennoch ein Löwe: Marvin Jones fing gleich vier Bälle von Matthew Stafford in der Endzone und stellte damit einen neuen Franchise-Rekord auf. Stafford selbst durchbrach in seinem 147. Spiel die 40.000-Passing-Yard-Marke und stellte damit einen neuen NFL-Rekord auf: Kein anderer Spieler erreichte diesen Wert mit weniger Partien.

Es war am Ende einfach zu wenig und defensiv eine katastrophale Leistung Detroits, die sowohl keinen Druck auf Cousins ausüben konnte, noch das Laufspiel im Dalvin Cook stoppen konnte. Minnesota schraubte damit den Winning-Streak auf drei Siege hinauf, während Detroit ebenso viele Spiele hintereinander verlor. Heißt auch: Platz zwei für die Vikings in der NFC North.

Wer braucht schon Andrew Luck?

Die Indianapolis Colts konnten sich nach der BYE-Week tatsächlich gegen die Houston Texans durchsetzen. Mit einem 30:23 Erfolg konnte man nach den Kansas City Chiefs also auch ein weiteres Top-Team binnen weniger Wochen besiegen. Im Zentrum des Erfolgs stand Colts Quarterback Jacoby Brissett, der 326 Yards (26/39) und vier Touchdowns bei keiner Interception warf. Highlight des Spiels stellte der einhändige Catch von Tight End Eric Ebron dar. Zach Pascal fing zwei Bälle in der Endzone und erreichte insgesamt 106 Yards.

Der gehört mir.
Foto: bollinger/sportswire

Deshaun Watson hatte keinen besonders guten Tag: Der Spielmacher der Texans warf 308 Yards (23/34) für einen Touchdown und zwei Interceptions. Für den zweiten Pick war der aktuelle Defensive Rookie des Jahres, Darius Leonard zuständig, der dem Spiel bei seinem Comeback nach überstandener Gehirnerschütterung in Woche zwei mit zehn Tackles den Stempel aufdrückte. Watson stand aber noch einmal im Mittelpunkt, als er im zweiten Viertel eigentlich einen Touchdown auf seinen Superstar-Receiver DeAndre Hopkins warf. Eigentlich, weil der Score zurückgenommen wurde: Justin Houston erreichte den Quarterback im allerletzten Moment, es wurde auf Sack und nicht auf Touchdown entschieden. Houston, der Spieler, kam auf zwei Sacks. Die Colts führen mit vier Siegen bei zwei Niederlagen die Division an.

Auch mit Fitzmagic ins Verderb

Brian Flowers hat in seiner ersten Saison als Head Coach eines NFL-Teams noch viel zu lernen. Zum Beispiel sich stringent an Entscheidungen zu halten und sie nicht alle paar Wochen umzuwerfen. In der vergangenen Woche entschied er sich dazu, Josh Rosen wieder auf die Bank zu setzen und den Routinier Ryan Fitzpatrick als Starting-QB aufzustellen. Das half auch nichts, die Miami Dolphins kamen auch gegen die Buffalo Bills unter die Räder (31:21 für die Bills). Buffalo steht damit bei fünf Siegen und nur einer Niederlage. Josh Allen zeigte seine Stärken und Schwächen (202 Yards, zwei TDs) und führte sein Team zusammen mit einem überragendem Tre’Davious White zum Sieg. Die Defensive der Bills ist gegenwärtig der Schlüssel zum Erfolg.

Ein wunderbares Debüt

Marcus Peters konnte in seinem ersten Spiel für die Baltimore Ravens einen fulminanten Einstand feiern: Der Cornerback fing den in der Saison bisher ohne Ballverlust werfenden Russell Wilson der Seattle Seahawks in der ersten Halbzeit einmal mit einer Interception ab und lief gleich direkt mit dem Ball in die Endzone. Erstes Spiel für die Ravens, erste Interception und erster Touchdown. Besser kann es nicht losgehen. Die Ravens konnten sich mit 30:16 durchsetzen. Russell Wilson konnte sich nicht wie gewohnt im Spiel einbringen, der Druck der Raben machte ihm zu schaffen.

Perfekte Serie geht weiter

Teddy Bridgewater und die New Orleans Saints konnten sich mit 36:25 gegen die Chicago Bears durchsetzen. Bemerkenswert, fehlte doch neben Drew Brees bei den Saints auch Offensiv-Wunderwaffe Alvin Kamara. Bridgewater war’s egal, er führte sein Team zusammen mit Latavius Murray (119 Rushing-Yards, zwei TDs) zum Erfolg. Die Saints halten damit unter Bridgewater bei einem sauberen 5-0.

Bei den Bears kehrte QB Mitch Trubisky wieder in die Startelf zurück, nur um wieder einmal zu zeigen, dass er große Probleme hat, eine NFL-Offensive anzuführen. Es wartet noch viel Arbeit auf den Geheimfavoriten aus Chicago.

Und sonst?

Die Arizona Cardinals konnten mit einem Sieg über die New York Giants schon nach sieben Wochen ihre Siegesbilanz der vergangenen Saison erreichen und stehen nun bei drei Siegen, genauso vielen Niederlagen und einem Unentschieden.

Gardner Minshew – über den man jetzt schon ein Buch schreiben konnte – führte seine Jacksonville Jaguars zu einem 27:17 Sieg über die Cincinnati Bengals.

Die Tennessee Titans samt neuem Starting-QB Ryan Tannehill feierten einen Erfolg über das mobile Lazarett der Los Angeles Chargers.

Die Dallas Cowboys konnten gegen die Philadelphia Eagles das Divisionsduell mit 37:10 deutlich für sich entscheiden. Dabei belassen wir es vorerst. (Martin Senfter, 21.10.2019)