Wussten Sie, dass in einem Teelöffel gesunden Erdbodens mehr Bakterien leben als Menschen auf der Welt? Das ist gut so – denn ein vitales Bakterien-Gewurl in der Erde ist Voraussetzung dafür, dass die darin wurzelnden Pflanzen gesund sind, auch für den Menschen, der sie irgendwann vielleicht isst. Doch unser Boden ist bedroht, sein Mikrobiom verarmt – nicht zuletzt durch die moderne Landwirtschaft. Schweres Gerät erdrückt ihn, Monokulturen laugen ihn aus, Ackergifte geben ihm den Rest.
Die Folge: Nahrungsmittel aus konventioneller Landwirtschaft geben immer weniger her, ihr Nährstoffgehalt sinkt. Dazu kommen Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln und Spritzmittel, die im Körper des Menschen landen. Das führt, so der Mediziner und Biologe Martin Grassberger in seinem aktuellen Buch, zum schleichenden Anstieg chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Alzheimer-Demenz oder Herzleiden. Denn deren Wurzeln liegen auch in unserem Verdauungstrakt.
Großer Bogen
Grassberger spannt in seinem eben erschienenen Buch "Das leise Sterben – Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brauchen, um eine gesunde Zukunft zu haben" den ganz großen Bogen: Er erklärt auf 336 dicht bepackten Seiten, wie industrielle Landwirtschaft, unsere heutige Ernährungsweise, die Zerstörung der Natur samt Klimakrise und die Epidemie chronischer Krankheiten zusammenhängen. Grassberger betrachtet das System dabei ganzheitlich und verzahnt die strukturelle Ebene mit der des individuellen Handelns. Sein Buch ist auch ein alarmierender Appell für eine rasche Umkehr hin zu einer regenerativen Landwirtschaft – Lösungsansätze und Mutmach-Projekte liefert er mit. (Lisa Mayr, 23.10.2019)