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Who's next?

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Der Franzose Alexis Pinturault, Gesamtzweiter 2018/19 wäre ein logischer Nachfolger.

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Der Norweger Henrik Kristoffersen, Gesamtdritter 2018/19, wäre keine große Überraschung.

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Gesamtfünfter 2018/19 und zweitbester Österreicher: Speedspezialist Vincent Kriechmayr.

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Macro Schwarz verlegte sich auf technische Disziplinen, war als Junior aber auch ein guter Abfahrer.

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Der Dominator hat abgeschnallt. Acht Saisonen en suite war Marcel Hirscher das Maß aller Dinge im Ski-Weltcup der Herren, er hat der Konkurrenz stets in beeindruckender Manier die Show gestohlen. Nach Hirschers Rücktritt verspricht die am Wochenende in Sölden anhebende Saison eine neue, erfrischende Dynamik. Die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup wird erstmals seit 2011, als der Kroate Ivica Kostelic siegte, nicht an Hirscher gehen.

Sämtliche Szenekenner handeln Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault als Favoriten. Der 25-jährige Norweger war immerhin zweimal Zweiter (2018 bzw. 2016) und zweimal Dritter in der Gesamtwertung, er hält bei 18 Weltcupsiegen, 19-mal musste er sich mit Platz zwei begnügen, 16-mal mit Rang drei. Der 28-jährige Franzose war vergangene Saison Zweiter und davor dreimal Dritter, er verbuchte 23 Weltcupsiege in fünf Disziplinen, war nur in der Abfahrt noch nicht erfolgreich. Zudem war er 18-mal Zweiter und 13-mal Dritter.

Große Stücke hält Hirscher schon länger auf den 22-jährigen Clément Noël, der vergangene Saison den Durchbruch schaffte und die Slalomklassiker in Wengen und Kitzbühel sowie das Saisonfinale in Andorra gewann. Allerdings ist der Franzose bislang nur im Slalom gestartet, hat aber die vergangene Saison in der Disziplinenwertung als Ex-aequo-Zweiter mit dem Schweizer Daniel Yule hinter Hirscher abgeschlossen.

Gefallene und steigende Aktien

Mit einem österreichischen Erfolg kalkuliert höchstens der kühnste Optimist. Am ehesten ist noch Vincent Kriechmayr, der vergangene Saison Weltcupfünfter war, etwas zuzutrauen. Die Techniker Manuel Feller, der nach seinem Kreuzbandriss rekonvaleszente Marco Schwarz und Michael Matt werden als Zukunftsaktien gehandelt. Feller, Silbermedaillengewinner der WM in St. Moritz 2017, wartet aber noch auf den ersten Weltcupsieg, Schwarz gab 2019 mit dem Gewinn des City Events in Oslo und der Kombination in Wengen seine Visitenkarte ab. Matt stand neben zwei dritten und drei zweiten Plätzen beim Slalom in Kranjska Gora 2017 einmal ganz oben. Verbandspräsident Peter Schröcksnadel sieht den ÖSV "in Lauerstellung. Hirscher ist einer der größten Athleten überhaupt. Er ist ein Idol. Er hinterlässt eine Lücke, aber das gibt anderen die Möglichkeit, sich zu entwickeln."

Der mit weniger Saisonrennen ausgestattete Speedsektor brachte schon lange keinen Weltcup-Triumphator mehr hervor, der erste und bislang auch letzte reine Speedspezialist, dem dies nur mit Abfahrt und Super-G gelang, war der Franzose Luc Alphand 1997. Der Norweger Kjetil Jansrud musste sich Hirscher 2016/17 ebenso deutlich geschlagen geben wie 2014/15. Der heuer zurückgetretene Aksel Lund Svindal konnte Hirscher auch nicht das Wasser reichen. Allerdings hat sich der norwegische Charismatiker das große Kristall 2007 und 2009 gesichert. Bevor die Hirscher-Festspiele ihren Lauf nahmen, konnten nur noch der Schweizer Carlo Janka und eben Kostelic reüssieren.

Vergangene Saison war der Italiener Dominik Paris als Vierter im Gesamtweltcup bester Nichttechniker. Mit 950 Punkten lag der Kitzbühel-Sieger, der zudem in Bormio, Kvitfjell und Soldeu das Speed-Double holte, relativ knapp hinter Kristoffersen (1047) und nicht Welten hinter Pinturault (1145). Hirscher carvte mit seinen 1546 Zählern allerdings wieder einmal in eigenen Sphären.

Zwei absolute Dauerbrenner

Die von Hirscher hinterlassenen Fußstapfen sind riesengroß, ähnlich wie seinerzeit jene von Hermann Maier. Früh erkannt hat das Potenzial dieser beiden der langjährige Sponsor. Leodegar Pruschak, Vorstandsvorsitzender der Zentralen Raiffeisenwerbung, ist erfreut darüber, dass die Zusammenarbeit weitergeht. Bei der Suche nach einem neuen Athleten sei keine Eile geboten, weil Maier und Hirscher mit kaum erreichbarer Benchmark weiterhin als Werbeträger und Markenbotschafter fungieren. "Sie gehören in Österreich zu den absoluten Spitzenreitern an Popularität und Werbekraft, da geht nichts drüber."

Als sich "Langzeitpartner" Maier bei einem Motorradunfall 2001 schwer verletzte, begann sein Sponsor mit Überlegungen nach künftigen Alternativen. Man wollte "einen jüngeren, auch einen anderen Typen, bewusst keinen Maier-Nachfolger im klassischen Sinn. Eine Kopie ist immer schlechter als ein Original", sagt Pruschak. "Wir haben einen Techniker gesucht, der besonders spektakulär Ski fährt und uns abgesichert mit Expertenmeinungen."

Man hat begonnen, Hirscher zu unterstützen, als dieser gerade erst im Weltcup Fuß fasste. "In dem Moment hat er zu siegen begonnen, in einer Dimension, die nicht in der Art und Weise zu erwarten war. Eine großartige Sache." Nun Maier und Hirscher weiterhin unter Vertrag zu haben, sei ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. "Für uns optimal. Damit kann man Hirschers Rücktritt relativ gut verkraften." (Thomas Hirner, 22.10.2019)