Die damalige "Jetzt"-Abgeordnete Stephanie Cox im Juli bei der Debatte über ein Verbot von externer Sexualpädagogik an Schulen

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Von der Geschichte über Bienchen und Blümchen ist moderne Sexualpädagogik schon weit entfernt: Heutzutage geht es auch darum, wie man sich vor Krankheiten und Gewalt schützen kann und wie man zu einem positiven Körpergefühl kommt. Das wird immer häufiger durch externe Experten vermittelt: 19 Prozent der 14- bis 30-jährigen Österreicher haben laut einer Studie des Gallup-Instituts externe Sexualpädagogik erlebt. Bei über 30-Jährigen schrumpft dieser Wert auf lediglich vier Prozent. Aber: 62 Prozent der Befragten sprechen sich eindeutig für externe Sexualpädagogik aus, nur 15 Prozent für Aufklärung durch Lehrer.

Doch der externen Sexualpädagogik in Schulen sollte nach dem Willen der ehemaligen türkis-blauen Regierung ein Riegel vorgeschoben werden. Sie beantragte im Sommer ein komplettes Verbot der externen Experten. Dafür wurde die Aufregung rund um den erzkonservativen Verein Teenstar genutzt. Das Verbot beträfe jedoch auch zahlreiche breit anerkannte Initiativen. Als eine Vorkämpferin für externe Sexualpädagogik hat sich die Jetzt-Politikerin Stephanie Cox etabliert. Sie hat als eine der letzten Amtshandlungen als Abgeordnete die erwähnte Studie des Gallup-Instituts beauftragt, die zeigt, dass die Österreicher und Österreicherinnen zwar über Verhütung recht gut aufgeklärt sind, ihr Wissen über den eigenen Körper jedoch noch Lücken hat.

Allerdings wollen die 1000 Befragten mehr über ihre Sexualität lernen – und 96 Prozent gaben an, allein durch die Befragung für die Studie Neues erfahren zu haben.

Antrag in der Schwebe

"Eine qualitativ hochwertige Sexualpädagogik ist unentbehrlich für eine gesunde Gesellschaft", sagt Cox.

Sie weist darauf hin, dass sich immer mehr Jugendliche über Pornografie selbst aufklären: 37 Prozent der 14- bis 30-Jährigen, hingegen nur 17 Prozent der 31- bis 50-Jährigen nennen Pornos als "relevante Einflussgröße für ihre Aufklärung". Doch in Pornos werde ein problematisches Bild von Sexualität entworfen, das kontextualisiert werden müsse, so Cox. Sie fordert die nächste Regierung auf, die "fatale Entscheidung zurückzunehmen", um eine "Rückkehr in die Steinzeit" zu verhindern.

Gegen den Antrag hatten auch gemäßigte kirchliche Initiativen protestiert; unter einer türkis-grünen Regierung wäre seine Umsetzung höchst unwahrscheinlich. Die FPÖ hatte sich damals für eine "rein faktenbasierte biologische Wissensvermittlung, aber keine Umerziehung im Sinne der Ideologien" (Edith Mühlberghuber) ausgesprochen und behauptet, viele Eltern wünschten sich eine sexuelle Aufklärung nur innerhalb der Familie. Die ÖVP sprach davon, dass viele Experten "Ideologen" seien und die Aufgaben durch Lehrer übernommen werden sollten. (fsc, 22.10.2019)