Konventionelle Landwirtschaft ist freilich noch schlechter für das Klima. Letztlich hilft nur eine konsequente Änderung bei der Ernährung.

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Die industrielle Landwirtschaft spielt eine bedeutende Rolle beim weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen. Methan aus der Tierhaltung sowie Distickstoffmonoxid, besser bekannt als Lachgas, als Folge der Stickstoffdüngung, machen allein schon rund zehn bis zwölf Prozent der von Menschen verursachten Emissionen aus. Beide gelten als wesentlich potentere Treibhausgase als Kohlendioxid. Rechnet man das in die "Messeinheit" CO2 um, ist die Landwirtschaft laut Forschern des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg für 25 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich, gleichauf mit dem Energie- und Wärmegewinnungssektor. Der Einsatz künstlicher Düngemittel und die weltweiten Nutztierbestände wachsen praktisch ungebremst. Angesichts dieser Entwicklungen ist es nicht vermessen anzunehmen, dass der landwirtschaftliche Anteil der Treibhausgase in den kommenden Jahrzehnten noch weiter steigen wird.

Bio gegen den Klimawandel?

Viele Wissenschafter sehen daher gerade hier einen wichtigen Ansatzpunkt, um die Klimaerwärmung vielleicht doch noch auf zumindest zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Um das zu erreichen, dürfen nur noch rund 1100 Gigatonnen CO2 (bzw. deren Äquivalente) in die Atomsphäre freigesetzt werden. Beim derzeitigen Emissionstempo ist dieses Budget in 26 Jahren aufgebraucht.

Aber wie könnte man die Treibhausgase bei der Viehhaltung und im Ackerbau tatsächlich nachhaltig reduzieren? Biologische Landwirtschaft wäre eine Möglichkeit, vermuten Forscher. Welche Effekte eine solche großräumige Umstellung hätte, hat nun ein Team um Laurence Smith und Guy Kirk von der Royal Agricultural University in England nachgerechnet.

Konkret untersuchten die Forscher, welche Auswirkungen ein sofortiger und konsequenter Umstieg von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft in England und Wales hätte. Das Ergebnis erscheint auf den ersten Blick durchaus vielversprechend: Im Getreide- und Gemüseanbau würden die Treibhausgasemissionen bei biologischer Landwirtschaft um 20 Prozent zurückgehen. Selbst in der Nutztierhaltung ließen sich auf diesem Weg vier Prozent der Emissionen einsparen.

Ernteeinbußen

Freilich müsste man auch mit empfindlichen Ernteeinbußen rechnen. "Wir sagen in unserer Studie vorher, dass die Biobauern rund 40 Prozent weniger Erträge einfahren", sagt Adrian Williams, Koautor der Arbeit. Und hier liegt auch die Crux einer solchen umfassenden Ökolandwirtschaft: Während zwar der Treibhausgasausstoß regional zurückginge, würde die globale Emissionsbilanz nämlich unter der Umstellung auf Bio erheblich leiden. Die geringeren lokalen Erträge machen nach den im Fachjournal "Nature Communications" veröffentlichten Berechnungen den Import von Nahrungsmitteln aus dem Ausland notwendig.

Der zusätzliche konventionelle Anbau in den jeweiligen Herkunftsländern wiederum generiert durch Umwidmung von entsprechenden Flächen mehr Treibhausgase als zuvor. Hinzu kommen jene Emissionen, die durch den Transport entstehen. Unterm Strich übersteigt die Menge dieser zusätzlichen Treibhausgase die regionalen Emissionseinsparungen in England und Wales um das 1,7-Fache, meinen die Forscher.

Aus diesen Resultaten bleibt für Smith und sein Team nur ein Schluss zu ziehen: Will man den Anteil der Treibhausgasemissionen aus Ackerbau und Viehzucht spürbar reduzieren und trotzdem ökologische Landwirtschaft betreiben, führt an einer weitgehenden Umstellung der Ernährung in der Bevölkerung kein Weg vorbei. Eine Reduktion des Fleischkonsums würde zudem zusätzliches Land für pflanzliche Anbauprodukte freigeben, was wiederum mehr Kohlendioxid bindet. (Thomas Bergmayr, 22.10.2019)