Rüstiges Terminator-Modell trifft ungleich wendigeres, neues Terminator-Modell: Arnold Schwarzenegger hat mit Gabriel Luna alle Hände voll zu tun.

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Die Zukunft ist nie eingetreten. So lautet es gleichnishaft gleich zu Beginn von Terminator: Dark Fate innerhalb einer Rückblende. Gemeint ist damit natürlich Sarah Connors todesmutiger Kampf gegen die Cyborgs, welcher die Alleinherrschaft des allumfassenden Skynet zu verhindern half. Das ist jetzt bald 28 Jahre her, als James Cameron seinem noch klein produzierten, räudigen Terminator von 1984 einen schon viel aufwendigeren zweiten Teil hinterherschob. Man muss nicht lange in der Erinnerung kramen: Das war jener Film, in dem dem noch eher mechanischen Urmodell auf der Höhe der Morphing-Kultur ein vielfach flexiblerer Kontrahent erwuchs.

Die Zukunft ist seitdem zwar doch noch eingetreten, aber es gehört zu ihren kleinen Fiesheiten, dass es immer ein wenig anders kommt. Wer hätte etwa damals gedacht, dass wir Arnold Schwarzenegger einmal nicht nur aufgrund seiner hölzernen Actionfiguren im Kino, sondern auch als schlagfertigen Grünpolitiker schätzen lernen, der obendrein über erfrischend viel Selbstironie verfügt? Und was machte Linda Hamilton, die Darstellerin der Tigermutter und Actionheroin Connor? Sie heiratete Cameron und zog es vor, nicht der weibliche Bruce Willis zu werden.

Paramount Pictures

Terminator: Dark Fate, inszeniert von Tim Miller (Deadpool), leistet sich dennoch das Privileg, von der Geschichte nur das aufzugreifen, was ihm gefällt. Als Sequel zu Teil zwei – Cameron selbst ist erstmals wieder als Produzent und Drehbuch-Koautor dabei – löscht es die drei darauffolgenden Teile einfach aus. Zurück zum Urtext, heißt die Rebranding-Losung, hier kommt nun endlich die offizielle Zukunft des Franchise.

Dennoch ist bei diesem Terminator auch ein kleines Reboot inkludiert, denn ganz auf Nostalgie konnte und wollte man sich bei einem Blockbuster dieser Kategorie nicht verlassen. Das führt schon der fulminante Einstieg vor Augen, der in eng getakteten Actionsegmenten veranschaulicht, wie man gerade State of the Art buchstabiert. Es hat etwas von einer Promo-Show, wie der Film die Fähigkeiten der Neuzugänge in zwei klassischen Kategorien vorführt: im Zweikampf, der etwas von einem futuristischen Ritterturnier an sich hat, und dann in der Königskategorie der Verfolgungsjagd. In pulssteigernder Hochfrequenzmontage wird eine Autobahn zur Schussstrecke verkürzt, während es zuvor in der Fabrikshalle vor den robotisierten Armen der neuen Arbeitswelt scheppert – dies nur ein schönes Detail am Rande.

Sarah Connor fährt schweres Geschütz auf: Linda Hamilton in "Terminator: Dark Fate".
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Der neue Bösewicht – Fachterminus: Rev-9 – ist wie alle Terminator auf Ultrahaltbarkeit programmiert. Er sieht in der menschlichen Gestalt von Gabriel Luna nicht einmal sehr bedrohlich aus, vermag sich bis in Sprachakzente hinein an seine Umwelt anzupassen. Ein besonderes Gimmick demonstriert er bereits früh in Stresssituationen – von wegen "ich kann mich nicht zweiteilen" ... Aber auch um die neue Sarah Connor, die Mexikanerin Dani (Natalya Ramos), zu beschützen, kommt Verstärkung aus der Zukunft. Grace ist eine kybernetisch erweiterte Soldatin, groß und anmutig wie eine Amazone, mit der der Kanadierin Mackenzie Davis wohl endgültig der Durchbruch gelingen wird.

Mehr Diversität

Terminator: Dark Fate ist in seiner Rücksicht auf Diversität beim Cast und No-Nonsense-Geschlechterpolitik eindeutig das Produkt einer neuen Sensibilität in Hollywood. Das drückt sich sogar im Zynismus der richtigen, mittlerweile Mad Max-tauglichen Sarah Connor aus, wenn sie ihre Nachfolgerin als die nächste Mutter Maria bezeichnet, die wieder nur den nächsten Messias zur Welt bringen soll. Dass dem dann nicht so ist, erstaunt dann auch niemanden mehr. Generationenübergreifend geht es um Inklusion, wenn schließlich sogar der T-800 (besser bekannt als Arnie) seine durchaus komische Chance erhält. Er darf beweisen, dass selbst einseitig geschulte Cyborgmasse empathiefähig ist.

Solche Modernisierungsschübe tun dem Actionspektakel keinen Abbruch. Das verdankt sich vor allem einem Skript, das den Wirkkreis der Figuren schlüssig auf die Schauplätze zurückbezieht. Während der Flucht von Mexiko in die USA taucht die Gruppe in den Strom der Migranten ein, der Terminator dagegen bedient sich biometrischer Überwachungstechnologie. Solche realen Szenarien toppt Tim Miller, darin ganz braver Schüler von James Cameron, erst mit einem finalen Showdown, der vertraute Attraktionen noch einmal arg beschleunigt. Zumindest was die Zukunft des Actionfilms anbelangt, steht es also keineswegs schlecht. (Dominik Kamalzadeh, 23.10.2019)