Beschränkungen am Stephansplatz sind nicht angedacht, solche Maßnahmen seien "Verzweiflungstaten".

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Neun von zehn Wienern sind davon überzeugt, dass Tourismus gut für die Bundeshauptstadt ist. Das soll auch weiter so bleiben, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag bei der Präsentation der neuen Tourismusziele für Wien, die als "Visitor Economy Strategie 2025" vorgestellt wurden. Das Nebeneinander von Bewohnern und Gästen soll aufrechterhalten bleiben. Zwar peile man höhere Wertschöpfungseffekte und und ein deutliches Plus bei den Nettonächtigungsumsätzen an, wichtig ist dem Stadtoberhaupt aber auch, dass die Interessen der Bevölkerung gewahrt werden. "Wien soll kein Märchendorf, keine Disneycity werden", so Ludwig, der damit ein Bekenntnis gegen den Massentourismus ablegte. "Wir wollen Wachstum, aber nicht mit der Brechstange", sagte der Direktor des Wien Tourismus, Norbert Kettner.

Geplant ist, wegzukommen von der monozentristischen Auslegung der Touristenstadt Wien. Nicht nur der Stephansplatz samt Innerer Stadt soll interessant für Touristen sein, auch andere Hotspots will man etablieren. Als Beispiel nannte Ludwig die Eventhalle in St. Marx – nicht nur als Anziehungspunkt für Touristen, sondern auch für Wiener.

Regeln für Reisebusse

Die Gefahr eines Overtourism sehen Ludwig und Kettner nicht gegeben. Zugangsbeschränkungen auf dem Stephansplatz erteilten sie eine Absage. Wenn andere Städte solche Maßnahmen ergreifen, sei das oftmals als "Verzweiflungstat" zu sehen. Begrüßt wurden von Kettner jedoch Regeln für die Mozart-Ticketverkäufer. Auch auf E-Scooter oder E-Oldtimer müsse man ein Auge haben: "Manchmal müssen wir auch Spielverderber sein." Auch bei Reisebussen sind Maßnahmen geplant, sie sollen künftig registriert werden. In welcher Form und ab wann das passieren soll, wurde allerdings nicht ausgeführt.

Wie viele Touristen kommen eigentlich nach Wien? 2018 waren es 7,5 Millionen Besucher. Jährlich werden rund vier Milliarden Euro erwirtschaftet. 90.000 Menschen arbeiten im Tourismus.

Ambitionierte Ziele

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) führte die in Zahlen gegossenen Ziele aus. Demnach sollen die direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte bis 2025 von derzeit rund vier Milliarden Euro um 50 Prozent auf rund sechs Milliarden Euro steigen. Der Nettonächtigungsumsatz soll von knapp 900 Millionen Euro um zwei Drittel auf 1,5 Milliarden Euro steigen. Kettner sprach von "ambitionierten" Zielen, an denen man auch scheitern könne.

War in der vorigen, 2014 verabschiedeten Tourismusstrategie noch die Rede davon, dass man mehr Direktflüge nach Wien holen wolle, um die Nächtigungszahlen zu steigern, fällt nun auf, dass die Stadt umweltfreundliche Mobilität im Auge hat. Mit Billigfluganbietern wolle man künftig nicht mehr zusammenarbeiten, wenngleich rund die Hälfte der Touristen mit dem Flugzeug anreise.

Mit dem Auto kommen 26 Prozent, mit dem Zug 21 Prozent. Das Verhältnis von Auto und Bahn soll sich bis 2025 umgedreht haben. Die erneuerten Bahnhöfe sollen helfen. (rwh, 22.10.2019)