Manuel Feller hätte nichts gegen vier Rennen an einem Ort, aber das viele Reisen mit schwerem Gepäck in einem straffen Zeitrahmen sei sehr belastend und könne fatale Folge haben.

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Manuel Feller ist kein Freund des Weltcupkalenders. "Definitiv nicht", sagt der Techniker im österreichischen Skiteam und zieht einen Vergleich mit dem Tennissport. Ihm sei aufgefallen, dass auch die Profis des Spiels mit der Filzkugel ein massives Programm zu bewältigen haben. "Der Unterschied ist", sagt Feller, "wenn ein Tennisspieler müde ist, weil er einen Jetlag verarbeiten muss, also mental vielleicht nur bei 80 Prozent und körperlich bei 95 ist, dann erwischt er halt den Ball nicht. Im Skisport aber geht es bei den Technikern um die Gesundheit. Und wenn die Abfahrer mit 140 km/h runterbrettern, geht's grob gesagt um Leben und Tod."

Die 27-jährige Lichtgestalt im ÖSV-Team prangert zwar nicht die Anzahl der Rennen pro Saison an, sehr wohl aber die Terminisierung. Kehre man nach den Rennen in Nordamerika zurück nach Europa, so sei die Belastung extrem. Am Montag geht der Flug, am Dienstag ist man daheim, am Mittwoch wird Kondition geschunden, Donnerstag und Freitag erfolgen Training, Anreise und Hangbefahren, bevor am Wochenende zwei Rennen zu bestreiten sind. Ein Mammutprogramm. "Jeder, der schon einmal in einer anderen Zeitzone, in Australien oder Amerika war, der weiß, wie lange einem das nachhängt."

Reisen mit Aufwand

Besonders echauffiert hat sich der Fieberbrunner bereits im Frühjahr darüber, dass unmittelbar nach der Ski-WM ein Parallelrennen in Stockholm angesetzt wurde, auch wenn er den Bewerb "eigentlich super" findet. "Das sagen auch die Zuschauer, zum Beispiel der Maurer, der bei Roland Leitingers Hausbau mitgewirkt hat", erzählt Feller. Sei man aber nicht bei hundert Prozent, könne die gesamte Karriere gefährdet sein. Für Feller wäre es kein Problem, mehr Rennen an einem Ort auszutragen, zumal vorrangig das Reisen großen Aufwand verursache. Diesmal wagt er einen Vergleich mit dem Kick: "Ein Fußballer nimmt seine Tasche und steigt in den Flieger ein. Wenn ich nach Levi fliege, dann muss ich mit meinem Servicemann in Stockholm 20 Paar Ski von einer Seite des Flughafens zur anderen schleppen." Vonseiten der Fis würden solche Unannehmlichkeiten nicht bedacht. "Sie fliegen Businessclass irgendwohin und denken sich, dass da locker noch ein Rennen zu machen ist."

Reisen ohne Rationalität

Auch Peter Schröcksnadel sieht die vielen Reisen als Problem, je nach Reiseroute sind es auch zu viele Rennen für den Verbandsboss. "Man muss entflechten, das sage ich seit Jahren. Dann kann man auch den Kalender ordentlich machen, so hat man auch genug Zeit für die anderen Sachen. Aber wie wir jetzt durch die Welt fahren, ist es nicht ganz rational." Der 78-Jährige hätte gern mehr Technikrennen abends während der Woche und die Speedbewerbe am Wochenende. Es sei aber schwierig, Lösungen zu finden. Einerseits wegen teils anderer Interessen der TV-Partner und andererseits, weil die nationalen Verbände als Ausrichter "um jedes Rennen raufen".

Der Weltcup 2019/20 umfasst bei den Damen 41 Einzelbewerbe und 44 bei den Herren, hinzu kommt ein Teambewerb beim Weltcupfinale in Cortina d' Ampezzo, wo 2021 die WM steigt.

2018/19 waren 40 Rennen bei den Damen und 42 bei den Herren im Programm, hinzu kamen aber noch jeweils fünf Einzelbewerbe und ein Teamevent im Rahmen der Ski-WM. Bei den Herren neu im Programm sind heuer Yanqing nördlich von Peking, wo 2022 die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden, und Yuzawa Naeba in Japan. Vorher ist Chamonix, nachher Hinterstoder. (Thomas Hirner, 23.10.2019)