Ein ganz eigenes Universum tut sich rund um folgende Nachricht aus Rom auf: Katholische Fundamentalisten haben aus der Kirche Santa Maria in Traspontina "Pachamama"-Statuen entwendet und in den Tiber geworfen. Pachamama, die Mutter Erde, dargestellt als schwangere Frau, ist ein Symbol der Verbundenheit des Menschen mit der Natur: Und die offizielle römisch-katholische Kirche hat heute keine Probleme mehr damit, dass lateinamerikanische Christen trotz ihrer (nicht immer ganz freiwillig erfolgten) Bekehrung ihr kulturelles Erbe hochhalten.

Katholische Fundamentalisten haben aus einer Kirche in Rom Statuen entwendet und in den Tiber geworfen.
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Die Aktion wurde gefilmt und ins Internet gestellt. In den sozialen Medien werden die Täter als Erben des heiligen Bonifatius bejubelt, der die Eiche des Thor gefällt hat. Liest sich wie Satire, ist todernst. Katholiken hätten sich gegen "heidnische Figuren nackter Frauen zur Wehr gesetzt"; die "verschmutzte" Kirche sei gereinigt, der Wille Gottes erfüllt worden. Denn echte Christen "erschauern beim Anblick von Götzen". Statuen, die nicht Jesus, Maria, Heilige oder die Engel zeigten, hätten in Kirchen nichts verloren.

Auch die Verantwortlichen – diejenigen, die den Frevel zugelassen haben – gehörten im Tiber versenkt, schreibt einer. Der in manchen katholischen Kreisen kursierende Hass auf Papst Franziskus überrascht stets aufs Neue. Aber eine Erinnerung daran, dass es in jeder Religion mentale Grottenolme gibt, ist auch immer wieder nützlich. (Gudrun Harrer, 22.10.2019)