Eva Blimlinger, zuletzt Chefin der Universitätenkonferenz, kandidiert für die Grünen für das Amt der Dritten Nationalratspräsidentin.

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Angesichts der bevorstehenden umstrittenen Wahl von FPÖ-Chef Norbert Hofer zum Dritten Nationalratspräsidenten werden die Grünen am Mittwoch bei der konstituierenden Sitzung des Nationalrats eine Gegenkandidatin aufstellen: Eva Blimlinger, 58, in Wien Listenvierte bei der Nationalratswahl.

Obwohl die Grünen hinter der FPÖ nur viertstärkste Kraft im Plenum sind, wird Werner Kogler vor dem Votum an die Klubchefs der anderen Fraktionen appellieren, die Usancen des Parlaments beiseitezulassen: Stattdessen mögen sie die Abstimmung über den Dritten Nationalratspräsidenten für ihre Abgeordneten freigeben.

Signal für weltoffenes Österreich

Blimlinger erklärt ihre Beweggründe für die Gegenkandidatur damit, dass es bei der Besetzung des wichtigen Amtes um ein Signal für ein "weltoffenes, zukunftsorientiertes Österreich" gehe.

Die grüne Mandatarin war Forschungskoordinatorin der Historikerkommission unter der schwarz-blauen Regierung zur Jahrtausendwende, auch Vizevorsitzende des Kunstrückgabebeirates im Zusammenhang mit NS-Raubgut. Zuletzt war sie Rektorin der Akademie der bildenden Künste und Präsidentin der Universitätenkonferenz.

Grünen-Chef Kogler sagt zum STANDARD: "Eva Blimlinger steht für ein Weltbild der Toleranz und der Vielfalt. Sie verfügt über ein Geschichtsbewusstsein, richtet ihren Blick und ihr Tun aber in eine moderne Zukunft, nicht ohne die Verantwortung aus der Vergangenheit zu vergessen."

Grüne Tradition

Gegenkandidaturen zu blauen Vorschlägen für das Nationalratspräsidium haben grüne Tradition: Im Jahr 2008 geriet die Wahl des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) zu einem Tauziehen. Damals stellten die Grünen gegen den Freiheitlichen, Mitglied der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia, erfolglos Alexander Van der Bellen, heute Bundespräsident, auf – weil Graf es bei mehreren Gelegenheiten verabsäumt hatte, sich von seinem Lebensbund glaubwürdig zu distanzieren.

Sechs Jahre zuvor schickte die Partei Terezija Stoisits in die Wahl gegen Thomas Prinzhorn (FPÖ), den sie schon 1999 nicht im Nationalratspräsidium sehen wollten. Auch 1996, 1994 und 1990 kam es zu Gegenkandidaturen. (Nina Weißensteiner, Sebastian Fellner, 22.10.2019)