Die Lohnrunde kommt langsam in die Gänge. Die Metaller beschnuppern sich schon seit ein paar Wochen, nun wird auch im Handel um die jährliche Anpassung der Kollektivverträge gerungen. Mit 600.000 Beschäftigten ist die Branche nicht nur überaus groß, sie zahlt in der Regel nicht besonders gut. Dazu kommt der hohe Anteil an Teilzeit, der für bescheidene Einkommen sorgt.

Untersuchungen belegen, dass österreichische Anbieter einen hübschen Aufschlag verrechnen.
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Dass die Arbeitgeber im Handel Spielraum für satte Lohnerhöhungen haben, ist auch einem anderen Umstand geschuldet. Im Unterschied zur exportorientierten Industrie kämpft man nicht gegen Wettbewerber aus China & Co. Und es drohen auch keine Verlagerungen nach Osteuropa oder gar Vietnam, wenn die Arbeitskosten zulegen.

Klar, die Produktivitätszuwächse sind im Handel überschaubar. Richtig ist auch, dass sich Onlineriesen wie Amazon oder Zalando immer stärker ausbreiten. Doch gegen diesen Strukturwandel helfen nur besseres Sortiment, Shoppingerlebnis und Beratung. Mit Lohndruck lässt sich hingegen wenig ausrichten. Dazu kommt, dass bei Lebensmitteln und vielen anderen Produkten die Internetkonkurrenz keine allzu große Rolle spielt.

Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass die Preise hierzulande vielfach überhöht sind. Ob Bier, Tomate oder Haarshampoo: Untersuchungen belegen, dass österreichische Anbieter einen hübschen Aufschlag verrechnen. Ein Teil davon sollte an die Mitarbeiter weitergereicht werden. (Andreas Schnauder, 22.10.2019)