Spannend und gruselig zugleich: die Skin-on-Hülle.

Foto: Mark Teyssier

Quetschbare Ränder, Radarerkennung für Handgesten – immer wieder probieren Smartphone-Hersteller neue Eingabemöglichkeiten aus, mit denen sie ihre Geräte erweitern könnten. Nun zeigt der Designer Mark Teyssier von der Telecom ParisTech ein spannendes wie auch sehr eigenwilliges Konzept, das er gemeinsam mit Wissenschaftern der Sorbonne-Universität und dem Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) entwickelt hat: nämlich eine Hülle aus künstlicher Haut.

Teyssier ist der Ansicht, dass die menschliche Haut die beste Oberfläche für Interaktion sei, berichtet "New Scientist", wo man die Erfindung als "gruselig" beschreibt. Die Idee sei ihm gekommen, nachdem er eine Weile zwanghaft versucht hatte, sein Mobiltelefon zu zwicken. Mit "Skin-on" ist ihm das nun möglich.

Marc Teyssier

Pressen, Kitzeln, Streicheln

Der Prototyp aus einer normalen Schutzhülle, Spezialsilikon und eingebetteter Elektronik erkennt aber auch andere Formen der Berührung. Dazu zählen etwa Pressen, Kitzeln oder Streicheln. Genutzt werden kann dies etwa, um Menüs mit nur einer Hand über die Rückseite zu steuern. Ähnliches hat vor mittlerweile sechs Jahren auch der Hersteller Oppo bei seinem riesigen Kamera-Smartphone N1 versucht. Dieses hatte auf der Rückseite ein Touchpad, mit dem man beispielsweise durch Webseiten scrollen oder den Kameraauslöser betätigen konnte. Durchsetzen konnte sich das Konzept allerdings nicht.

Skin-on hingegen nutzt eine Art Raster zur Erkennung und weiß somit stets recht genau, wann wo welche Berührung wie fest stattfindet. Zudem ist es nicht nur auf Smartphones limitiert, sondern kann auch an einen PC angesteckt und dort für unterschiedliche Eingaben verwendet werden. Denkbar ist auch die Verwendung als Armband einer Smartwatch zur Erweiterung der Bedienmöglichkeiten, wie ein Video zeigt.

Marc Teyssier

Kunsthaut soll Haare bekommen

Die Ästhetik der Elektronik-Kunsthaut dürfte längst nicht jedem zusagen. Für alle, die der Anblick des Imitats zu sehr abschreckt, gibt es auch eine "simple" Variante, die ohne die realistische Texturierung auskommt. Auf Teyssiers Website ist zudem nachzulesen, wie Skin-on hergestellt wurde. Als nächsten Schritt will der Designer die Erfindung erweitern, unter anderem mit Temperatursensoren und künstlichen Haaren.

Ob sich schon ein Smartphone-Hersteller gefunden hat, der ein Handy mit Hautoberfläche auf den Markt bringen will, ist nicht überliefert. (gpi, 23.10.2019)