"Dann kannst du ja hier in der Grotte bleiben und ab und zu die Weiber und Kinder verprügeln", sagte Lasse. "Die Hauptsache ist, dass du irgendeine Beschäftigung hast."

Diese doch recht archaischen Worte wurden, man glaubt es kaum, in der idyllischen Umgebung Bullerbüs ausgesprochen. Zwar in der vierten Auflage von Astrid Lindgrens Bullerbü-Reihe aus dem Jahr 1962 – aber wie geht man damit um, wenn das nun einmal genau das liebgewonnene, zerlesene Buch aus der eigenen Kindheit ist, das man eigentlich gern dem eigenen Nachwuchs vorlesen würde?

Immer lustig in Bullerbü?
Foto: Wohlgemut

Erst vor wenigen Tagen ist die Diskussion über problematische Aussagen in Kinderbüchern am 1904 erschienenen "Hatschi Bratschis Luftballon" neu entflammt, das in einer kommentierten Ausgabe als Zeitdokument bei den österreichischen Büchern – nicht in der Kinderbuchecke – des Wiener Cafés Phil steht. Die rassistische Darstellung von Schwarzen und Türken wurde seit dem Erscheinen des Buches immer wieder kritisiert, seither wurde es schon öfter geändert. Auch Astrid Lindgrens Heldin Pippi hat seit 2009 einen Südseekönig zum Vater. Otfried Preußler selbst gab vor seinem Tod noch das Einverständnis, das N-Wort aus seinem Klassiker "Die kleine Hexe" zu streichen.

Umschreiben, streichen, kommentieren?

Beispiele für Rassismen, Rollenbilder und Geschichten, die mehr als aus der Zeit gefallen scheinen, gibt es viele. Da wäre der brutale Schneider im "Struwwelpeter", der in die Wohnung eindringt und dem daumenlutschenden Konrad mit der übergroßen Schere die Daumen abschneidet – oder Max und Moritz, die zur Strafe für ihre Streiche vom Müller geschrotet und deren zerkleinerte Leichenteile schließlich von dessen Enten verspeist werden. Schwärzere Pädagogik geht eigentlich nicht. Auch Grimms Märchen sind nicht ohne: abgeschnittene Zehen und Fersen, aufgeschnittene Wolfsbäuche, brutale Hinrichtungen, im Wald ausgesetzte Kinder. Gibt man das nun den eigenen Kindern zum Lesen? Hat es einem selbst denn geschadet? Und ist das überhaupt ein Maßstab?

Wie gehen Sie mit problematischen Botschaften in Kinderbüchern um?

Reden Sie mit Ihren Kindern darüber? Lassen Sie die Stellen beim Vorlesen aus? Besorgen Sie – soweit möglich – überarbeitete Neuauflagen? Und sollte man die Werke überhaupt überarbeiten, oder reicht es, ihnen einen Kommentar anzufügen? Teilen Sie Ihre Einschätzung im Forum! (aan, 24.10.2019)