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Das österreichische Pharmaunternehmen Sanochemia will sich künftig auf Humanmedizin und die Produktion von Arzneimittel-Rohstoffen konzentrieren; das Tiermedizingeschäft wurde verkauft.

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Wien – Das auf Röntgenkontrastmittel spezialisierte Unternehmen Sanochemia mit Sitz in Wien und einer Produktionstätte in Neufeld im Burgenland wird unter neuer Führung umgebaut, Altlasten sollen saniert werden. Statt wieder Gewinn werde man heuer erneut einen Verlust schreiben, wobei die genaue Höhe noch nicht feststehe, sagte der neue Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Timo Bender, am Mittwoch. Künftig wolle man sich auf Humanmedizin und die Produktion von Arzneimittel-Rohstoffen konzentrieren, die Sparte Veterinärmedizin wird im Zuge eines Asset-Deals an die belgische Firma Inovet veräußert.

Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Bender. Der gebürtige Deutsche ist geschäftsführender Gesellschafter der b.e.imaging GmbH, und diese wiederum ist der größte Einzelkunde von Sanochemia. Nach einer im Frühjahr erfolgten Kapitalerhöhung um fünf Millionen Euro hält b.e.imaging, die Teil der rund 80 Umsatzmillionen schweren Bender Gruppe ist, rund 33 Prozent an Sanochemia. Als Grund für den Einstieg bei Sanochemia, mit der es seit 2011 Geschäftsbeziehungen gebe, nannte Bender ein "ausgeprägtes Interesse, das Unternehmen zu stabilisieren und wieder auf Wachstumskurs zu bringen".

Finanzvorstand geht nach Neufeld

Ab 1. Jänner 2020 wird das Vorstandsteam von vier auf drei Personen verkleinert. Der bisherige Finanzvorstand Stefan Welzig scheidet aus und wird sich künftig auf den Ausbau der Herstellung von Arzneimittelwirkstoffen im Werk in Neufeld konzentrieren. Seine Agenden soll ein Finanzdirektor übernehmen, der unterhalb der Vorstandsebene angesiedelt ist.

In Bedrängnis geraten ist Sanochemia durch einen im April 2018 verhängten Produktionsstopp im Werk in Neufeld. Dort hatte die europäische Arzneimittelbehörde Ema im Zuge einer Routinekontrolle Verunreinigungen festgestellt, von der die Lohnfertigung am Standort betroffen war. Dies sei inzwischen bereinigt, die Qualität stimme wieder, sagte Bender. Noch arbeite man aber mit einem eingeschränkten Zertifikat. Mit der vollen Freigabe rechne man nach dem nächsten Kontrolltermin durch die österreichischen Behörden, der im März/April 2020 ansteht.

Keine kritische Größe

Die nun veräußerte Tiermedizin-Sparte war seit 2011 Teil des Sanochemia-Portfolios. es sei aber nie gelungen, in dem Bereich eine kritische Größe zu erreichen, um das Geschäft profitabel weiterzuentwickeln. Nun sollen alle Kräfte auf die verbleibenden zwei Standbeine, die auch jene mit den größten Wachstumschancen seien, konzentriert werden, sagte Bender. Eines der Tiermedizinprodukte wird Sanochemia künftig in Lohnfertigung für Inovet herstellen. Jobs gingen durch den Asset Deal nicht verloren, sagte Bender.

Im ersten Halbjahr ist das Ergebnis aus der Betriebstätigkeit (Ebit) mit 2,8 Millionen Euro "deutlich negativer ausgefallen" als im Vorjahreszeitraum – damals verzeichnete Sanochemia vor Zinsen und Steuern noch einen Gewinn von 391.000 Euro. Der Umsatz lag im ersten Halbjahr 2018/19 bei etwas über 19 Millionen Euro, geringfügig besser als ein Jahr zuvor. Das am Frankfurter Neuen Markt notierte Unternehmen beschäftigt rund 160 Mitarbeiter, etwa 140 davon in Neufeld. Mit Einführung einer dritten Schicht im Juni wurde die Zahl der Mitarbeiter im Werk um elf erhöht. (Günther Strobl, 23.10.2019)