Michael O'Leary kommt neuerdings häufig nach Wien.

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Laudamotion will die Taktzahl in Wien kräftig erhöhen. Ab Sommer kommenden Jahres will die Ryanair-Tochter nicht wie ursprünglich geplant 16 sondern 19 Flieger füllen und anstelle der angepeilten neun, dann zehn Millionen Passagiere befördern. Mit mehr Frequenzen und neuen Destinationen will man nicht nur Ferienreisende sondern auch Business-Kunden ansprechen. Am Mittwoch ist Ryanair-Chef Michael O'Leary nach Schwechat gereist um sein Ziel zu bekräftigen: Den Platzhirsch AUA beizeiten zu überholen und die größte Airline in Wien werden – selbstverständlich mit den günstigsten Tickets.

Den Preiskampf in Wien hat man offenbar unterschätzt. Höher als geplant wird nämlich auch der Verlust ausfallen, wie O'Leary einräumt. War bisher von einem Minus von 50 Millionen Euro die Rede, so erwartet O'Leary nun im Geschäftsjahr 2019/20 zwischen 70 und 75 Millionen Euro Verlust. Die Gewinnschwelle will Laudamotion weiterhin im dritten Jahr des Bestehens erreichen, sagt Laudamotion-Finanzchef Andreas Fritthum. Gut möglich, dass im kommenden Jahr statt der schwarzen Null ein Verlust von 25 Millionen Euro stehen, so O’Leary. Die Konkurrenz sieht er indes schon teilweise flüchten. "Wir nützen den Abzug von Flugzeugen bei Eurowings und Level." Die Billigtöchter von Lufthansa und IAG haben Maschinen aus Wien auf andere Flughäfen übersiedelt.

Neue umstrittene Verträge

Gerüstet hat sich O’Leary auch für Fragen im Streit mit der Gewerkschaft um neue befristete Dienstverträge für das fliegende Personal. Wie schon länger bekannt, greift Laudamotion für das fliegende Personal, das jetzt für die Expansion rekrutiert wird, zu einem Trick mit dem schon Airline-Gründer Niki Lauda lange gut gefahren ist: Er setzt auf eine Leiharbeiterkonstruktion. Piloten und Flugbegleiter bekommen befristete Verträge über die irische Personalleasing-Firma Crewlink. Zu weitaus schlechteren Bedingungen als sie für die Stammbelegschaft gelten, warnte die Gewerkschaft Vida und spricht von "sittenwidrigen" Klauseln, Gehältern, die unter der Armutsgefährdungsschwelle liegen und All-in-Verträgen mit unzumutbaren Bestimmungen zu Urlaub, Arbeitszeit und Krankenstand.

Schlechtes Englisch

Stimmt alles nicht, sagt O’Leary und hat zum Beleg eine Tabelle mitgebracht: Da wie dort Beträge, die auf den Euro genau übereinstimmen. Was die von der Gewerkschaft heftig kritisierten All-In-Verträge betrifft, so hat der Ryanair-Chef für den Aufruhr bei der Vida seine eigene Erklärung: "Unser schlechtes Englisch". Die Formulierung sei nichts als ein Missverständnis und habe keinerlei rechtliche Bedeutung. Es gelte weiterhin der Kollektivvertrag. Womit das von der Gewerkschaft genannte Jahresbruttogehalt von 15.830 Euro für Flugbegleiter zum Grundgehalt werde, aufgefettet durch eine Umsatzbeteiligung an Bordverkäufen, Tagesgelder und ein Betrag pro Flugstunde. Mache unter dem Strich im Schnitt 29.152 Euro brutto im Jahr.

Auch dem Verdacht der Gewerkschaft, Laudamotion wolle sein Stammpersonal sukzessive durch Leiharbeitskräfte ersetzen, kann O’Leary nichts abgewinnen. Laufe alles nach Plan, sei das Gegenteil geplant: Wer gut ist, wird von Laudamotion übernommen. Eine Sorge hingegen kann und will er der Vida nicht nehmen. Die jüngst erfolgte Betriebsratswahl will er nicht einmal anfechten, sondern "einfach ignorieren". Sie sei ungültig. Was er der Gewerkschaft noch ausrichtet: "Je lauter die Kritik, desto mehr Tickets verkaufen wir." (rebu, 34.10.2019)