Bei der Rückvergütung für verspätete S-Bahnen war in den vergangenen Monaten nicht alles auf Schiene. Laut ÖBB ist der Fehler behoben.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Der Spießrutenlauf einer Pendlerin aus Strasshof an der Nordbahn wegen der Rückvergütung bei Zugverspätungen war vor sechs Tagen an dieser Stelle Thema. STANDARD-Recherchen ergaben, dass Frau S. nicht als einzige Probleme damit hatte. Frau S. versucht seit acht Monaten, einen Zugangscode für das Online-Fahrgastrechteportal der ÖBB zu erhalten. Die Registrierung braucht sie, um als Jahreskartenbesitzerin der Verkehrsverbund Ostregion (VOR) Geld für Zugverspätungen zu bekommen, die auf ihrer Strecke erfolgen.

Herr D. aus Wolkersdorf in Niederösterreich berichtet, seine Frau habe sich zwar bei der Fahrgastrechteseite anmelden können, dort sei aber das tägliche Fahrziel nicht unter ihren Daten aufgeschienen – nur der Einstiegsbahnhof, was eine automatische Berechnung des ihr zustehenden Geldbetrags verunmögliche. Den Zielbahnhof habe sie nicht selbst nachtragen können, also habe Herr D. im Mai und im Juni 2019 beim ÖBB-Kundenservice angerufen, aber ohne Erfolg. Anfang August hieß es dann, seiner Frau würden nun die ihr für ihre Jahreskarte 2017/18 zustehenden rund 70 Euro überwiesen.

Zwei Wochen später informierte die Betroffene die ÖBB per Mail, dass das Geld noch ausständig sei. Am 13. September erhielt sie die Antwort, in ihrem Fall sei "eine Fehlbuchung erzeugt" worden. Einen Monat später stellte sie ein schriftliches Ultimatum für die Überweisung des Betrags. Diese Woche sei das Geld nun eingetroffen, schilderte Herr D.

Daten nicht übertragen

Dass in der Online-Maske der Fahrgastrechteseite nur ein Punkt einer Strecke vermerkt war, passierte auch anderen. "Es gab einige Fälle, bei denen die Information zur Ein- oder Ausstiegsstelle fehlte", sagt Doris Artner-Severin von der Arbeiterkammer (AK) Wien. Außerdem hätten Bahnfahrer im August Briefe erhalten, dass ihnen nun Geld überwiesen werde, doch dann sei es nicht gekommen. Das habe Unmut erzeugt.

Im Sekretariat der AK wurde der Anruf eines Herrn protokolliert, der "schriftlich die Zusage bekommen" habe, dass er 122 Euro Entschädigung bekomme. Es sei aber kein Geld überwiesen worden, Mails und Anrufe blieben ergebnislos.

Es habe ein Schnittstellenproblem zwischen VOR und ÖBB gegeben, das nun weitgehend behoben sei, sagt Artner-Severin. So seien bei ihrem Kollegen der AK Niederösterreich zahlreiche Fälle bekannt geworden, seit September aber nicht mehr. Insbesondere seit zirka zwei Jahren habe es gehäuft Probleme gegeben.

Auch bei der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (APF) langten Beschwerden zur Verspätungsentschädigung ein. Vorwiegend sei es um Probleme "einer verspäteten Auszahlung von bereits zugesagten Ansprüchen" gegangen. Ähnliche Fälle wie jene mit acht Monaten Wartezeit auf Log-in-Daten wie bei Frau S. seien bei der APF aber nicht bekannt.

ÖBB: "Schnittstellenproblem"

Was sagt man bei der ÖBB? Als der STANDARD vorige Woche um eine Stellungnahme in Frau S.' Fall bat, hieß es nach vier Stunden, der Kundenservice bearbeite den Fall noch. Auch allgemeine Fragen zur Registrierung der Bahnkunden blieben an dem Tag unbeantwortet.

Am Mittwoch hieß es, zwischen ÖBB und VOR habe es ein Schnittstellenproblem gegeben. Seit Ende August sei es behoben, allerdings seien einige Fälle noch händisch nachzuarbeiten. Wie viele, konnte der ÖBB-Sprecher nicht sagen. Nur so viel: "Es ist kein Massenphänomen." Und niemand falle um sein Geld um.

Frau S. wartet weiter darauf, sich bei der Fahrgastrechteseite anmelden zu können. Der ÖBB-Sprecher erbat in ihrem Fall noch einen Tag Geduld. (Gudrun Springer, 24.10.2019)