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William Taylor belastet Donald Trump im Repräsentantenhaus.

Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite

An die zentrale Rolle in jener Affäre, die Donald Trump die Präsidentschaft kosten könnte, ist William Brockenbrough Taylor Jr. eher versehentlich geraten. Nachdem im vergangenen Mai Marie Yovanovitch überraschend als US-Botschafterin in der Ukraine abberufen wurde, erhielt der Diplomat Taylor im Juni die Berufung nach Kiew.

Für ihn war die Aufgabe eine Rückkehr: Bereits während der Regierungszeit von Präsident Wiktor Juschtschenko war er in den Jahren 2006 bis 2009 Botschafter. Als Chargé d'affaires ad interim, also interimistischer Geschäftsträger, sollte er bis zur Ernennung eines neuen Botschafters nach dem Rechten sehen.

Dies tat er mit der Gewissenhaftigkeit, für die er sich auch bei seinen früheren Stationen Lorbeer verdient hatte. 1947 als Sohn eines Militärs geboren, schlug er ebenfalls eine militärische Laufbahn ein. 1969 graduierte er an der Militärakademie in West Point, aus dem Kriegseinsatz in Vietnam kehrte er hochdekoriert zurück. 1977 folgten ein Studienabschluss in Harvard und eine zivile Karriere. Diese führte den verheirateten Vater zweier Kinder an diverse Krisenherde. In den Jahren vor seiner Mission in Kiew war er Gesandter der USA beim Nahost-Quartett in Jerusalem, Koordinator internationaler Hilfe für Afghanistan in Kabul und Leiter der Wiederaufbauabteilung in der Bagdader US-Botschaft. Zuletzt war er für den Thinktank United States Institute of Peace tätig.

Als neutral eingestuft

Der Übergangsposten in Kiew sollte also einen eher unaufregenden Job für Taylor darstellen, schließlich wurde er sowohl von ukrainischer Seite als auch von der US-Regierung als neutral eingestuft.

Nach dem mittlerweile berüchtigten Telefonat Trumps mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj begann Taylor jedoch unangenehme Fragen zu stellen. "Sagen wir jetzt, dass Unterstützung in der Sicherheit sowie ein Treffen im Weißen Haus an Untersuchungen geknüpft sind?", schrieb er Anfang September an Gordon Sondland, den US-Vertreter bei der EU. Es sei "verrückt", 400 Millionen Euro Militärhilfe aus innenpolitischen Gründen zurückzuhalten. Und: "Die Russen lieben es."

Sondland versuchte, Taylors Zweifel zu zerstreuen: Der Präsident habe keinQuid pro quo im Sinne. Doch die Sorge des Geschäftsträgers, Washingtons Beziehungen zu Kiew würden grundlegend unterminiert, führten ihn nun vor den mit Trumps möglicher Amtsenthebung befassten Kongressausschuss. (Michael Vosatka, 23.10.2019)