Schon kommendes Jahr will die private Frachtbahn erste Züge kreuz und quer durch Europa fahren lassen.

Foto: APA / Hans Klaus Techt

Vom Bahngeschäft verstehe er nichts, da dilettiere er, sagt Hans Peter Haselsteiner. Er glaube aber an das neue Projekt, sonst würde er kein Geld hineinstecken.

Beim neuen Projekt, das er nun als Geldgeber unterstützt, handelt es sich sozusagen um die logische Fortsetzung des Ausflugs in die Bahnwelt, die Haselsteiner mit der ÖBB-Konkurrenz Westbahn 2011 begonnen hat. Frachtbahn heißt das Unternehmen, das vor kurzem ins Firmenbuch eingetragen wurde und im nächsten Jahr mit ersten Zügen unterwegs sein soll.

Damit will Haselsteiner bzw. das aus Reinhard Bamberger, einem früheren ÖBB-Rail-Cargo-Manager, und Jan Klima, Sohn des früheren Bundeskanzlers Viktor Klima (SPÖ), bestehende Management den Staatsbahnen nun auch im Güterbereich in die Parade fahren.

Bessere Dienstleistungen

Zielgruppe sei die verladende Wirtschaft in Österreich und den anderen EU-Ländern. Kunden wolle man nicht über günstigere Preise, sondern bessere Dienstleistungen gewinnen. Ziel sei, ein "relevanter Player in Europa" zu werden, sagte Haselsteiner.

Die Idee für das Projekt sei im Juni gereift, als sich Klima mit Bamberger über Verbesserungsmöglichkeiten im Bahngüterverkehrsbereich austauschten. Beide verbindet eine längere Bekanntschaft. "Dann haben wir nach jemandem gesucht, der sich noch für so etwas interessieren könnte und sind auf Haselsteiner gestoßen", sagte Bamberger. Der ehemalige Rail-Cargo-Manager war eine Zeitlang auch für einen anderen großen Logistiker tätig: DB Schenker.

Geld ist genug da

Bamberger und Klima, der etliche Jahre bei der Unternehmensberatung McKinsey in Deutschland und Afrika mit Optimierungs- und Digitalisierungsaufgaben betraut war, halten jeweils zehn Prozent an der Frachtbahn. 80 Prozent der Anteile gehören Haselsteiner und seinem Kompagnon bei der Westbahn, Erhard Grossnig. Die Höhe des Engagements bei der Frachtbahn könne noch nicht beziffert werden, man stehe erst ganz am Anfang. Haselsteiner: "Am Geld wird es jedenfalls nicht scheitern."

Der Bauindustrielle, der die Strabag groß gemacht hat und nun diverse Start-ups unterstützt, sieht die Wirtschaftlichkeit im Schienengüterverkehr rascher erreichbar als im Personenverkehr. "Im Cargobereich können wir ohne große Investitionen beginnen. Wir brauchen Lokomotiven, davon gibt es viele am Markt. Wir brauchen Lokführer, die bilden wir zum Teil jetzt schon selbst aus bei der Westbahn, das können wir aufstocken, da gibt es Synergien. Die Kesselwagen und die für die jeweilige Industrie maßgeschneiderten Waggons stellen uns die Unternehmen zur Seite", sagte Haselsteiner.

Rückenwind erwarten sich die Frachtbahnmacher durch das breiter werdende Verständnis in der Gesellschaft, dass zur Bekämpfung des Klimawandels auch eine weitgehende Verlagerung des Straßengüterverkehrs auf die Schiene gehört. Während ein Lkw pro Tonnenkilometer im Schnitt 87 Gramm CO2emittiere, seien es auf der Schiene mit elektrischer Traktion nur vier Gramm, erinnerte Klima.

Hart umkämpfter Markt

Punkten wolle man in dem hart umkämpften Markt mit Kundennähe, Liefertreue und Innovation. Das Zauberwort sei Digitalisierung. Statt per E-Mail, die im Güterverkehr nach wie vor das zentrale Kommunikationsmittel sei, werde man Datensätze, die beim Kunden entstehen, mittels Digitalisierung bis zur Entladung der Fracht ohne Medienbruch begleiten. Das sei nicht nur effizienter, sondern helfe auch, Fehler zu vermeiden. (stro)

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