Das Pixel 4 XL in seine Einzelteile zerlegt.

Foto: iFixit

Nach unzähligen Tests, einer ausführlichen Spezifikationsliste von Google selbst und zahlreichen Diskussionen sollte man eigentlich meinen, dass zum Pixel 4 bereits alles bekannt ist. Das stimmt allerdings nur oberflächlich: Die Reparaturexperten von iFixit haben etwas tiefer gegraben, und siehe da: Sie konnten nicht nur die letzten ausstehenden Fragen ausräumen, der Teardown offenbart auch die eine oder andere Überraschung.

Hardwareauswahl

Viel Lob gab es in Tests für das Display des Pixel 4, wer dieses hergestellt hat, wusste zunächst aber niemand. Nun ist diese Frage zumindest für das untersuchte XL-Modell geklärt: Der OLED-Bildschirm kommt einmal mehr von Samsung. Das ist insofern überraschend, da das Pixel 4 einen 90-Hz-Screen bietet, etwas womit Samsung bisher nicht einmal bei seinen eigenen Smartphones aufwarten kann. Ebenfalls interessant: Das Display ist mit einem separaten Chip von STMicro kombiniert, bei iFixit geht man davon aus, dass es sich hier um einen eigenen Touchscreen-Controller handelt.

Viel eigene Chips

Google verbaut in seinen Smartphones mittlerweile einige Chips aus eigener Fertigung, einer davon ist der "Pixel Neural Core", der für KI-Aufgaben zuständig ist. Dieser soll deutlich leistungsfähiger als frühere Coprozessoren für solche Tasks sein. Das zeigt sich auch einem Detail: Der Spezialchip ist mit einem dedizierten RAM-Chip von Samsung kombiniert, dessen Größe allerdings zunächst nicht ermittelt werden konnte. Auf diese Weise kann der PNC also seine Aufgaben jenseits des Hauptspeichers durchführen.

Der Radar-Chip (rechts neben dem Earpiece) fällt winzig aus.
Foto: iFixit

Ein weiterer bislang unbekannter Neuzugang ist ein eigener Audio-Verarbeitungs-Chip von Knowles. Dieser dürfte wohl für eine verbesserte Spracherkennung zum Einsatz kommen. Immerhin ist das Pixel 4 bisher das einzige Smartphone, das Spracheingaben komplett am Gerät – und somit auch offline – vornehmen kann.

Radar

Ziemlich beeindruckt zeigen sich die Forscher von Googles ebenfalls selbst entwickelten Radar-Chip: Man könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es der Hersteller geschafft hat, einen Radar in so einen kleinen Chip ohne bewegliche Teile zu verbauen, formuliert es iFixit. Zu den weiteren eigenen Hardwareentwicklungen von Google gehört der Sicherheitschip Pixel H1C2M3 Titan M, der sensible Daten wie jene zur Gesichtserkennung vom restlichen System isoliert. Apropos: Für "Face Unlock" sind ebenfalls einige neue Komponenten hinzugekommen. So gibt es zwei neue Kameras einen "Dot Projector" und einen "Flood Emitter" – allesamt auf den Infrarotbereich ausgerichtet.

Die Oberseite des Pixel 4 ist mit Kameras und Sensoren vollgestopft.
Foto: iFixit

Ein großer Diskussionspunkt in den Testberichten zum Pixel 4 war der Akku, im direkten Vergleich fällt er aber gar nicht so klein aus, wie die Experten betonen: So kommt er auf 14,24 Wh, während das iPhone 11 Pro Max mit 15,04 Wh auskommt. Deutlicher ist der Abstand zum Galaxy Note 10+ mit seinen 16,56 Wh – dieses ist aber auch sonst etwas größer.

Das Pixel 4 im Video-Test
DER STANDARD

Urteil

Was die Reparierbarkeit anbelangt, zeigen sich die Experten hingegen weniger angetan vom Pixel 4 XL. Zwar verwende Google Standardschrauben, und auch die Befestigung des Akkus ist reparaturfreundlich. Aber der komplexe Aufbau des Displays führe dazu, dass für dessen Reparatur das gesamte Smartphone zerlegt werden müsse. In Summe gibt es mit 4 von 10 Punkten einen durchschnittlichen für Google in dieser Hinsicht. (apo, 24.10.2019)