Thiem steht im Wien-Viertelfinale.

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Verdasco konnte am Ende nicht mehr mithalten.

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Im fünften Anlauf konnte Thiem den Spanier zum ersten Mal niederringen.

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Wien – Dominic Thiem ist auch nach seinem zweiten Match in einer fast vollen Wiener Stadthalle weiter auf Kurs "Österreich-Double". Der Kitzbühel-Sieger qualifiziert sich zum dritten Mal nach 2013 und 2018 für das Viertelfinale des Erste Bank Open. Der 26-jährige Niederösterreicher besiegte am Donnerstagabend vor 9.400 Zuschauern den Spanier Fernando Verdasco nach 107 Minuten mit 3:6, 6:3, 6:2.

Endlich hat Thiem auch den 35-jährigen Linkshänder erstmals besiegt, er hatte zuvor viermal gegen den Weltranglisten-40. verloren. Die Erleichterung war Thiem noch auf dem Platz deshalb auch anzuhören. "Jeder hat es gesehen. Ich habe mir zu Beginn sehr schwer getan. Das geht auch nicht spurlos an mir vorbei, eine 0:4-Bilanz und dass ich noch nie gewonnen habe", gestand Thiem. "Aber es ist halt ein Riesenunterschied, ob ich in Wimbledon, Rio, Rom und Paris gegen ihn spiele, aber nie mit der unfassbaren Unterstützung. Die hat mir heute zum Sieg verholfen, vielen Dank!", sagte Thiem seinen Fans.

Im Viertelfinale am Freitag (nicht vor 15.30 Uhr/live ORF Sport +) bekommt es der 15-fache Turniersieger mit einem weiteren Spanier zu tun. Gegen Pablo Carreno Busta hat Thiem allerdings eine bisher makellose Bilanz von 6:0-Siegen auf der ATP-Tour (beziehungsweise 7:1 auf allen Ebenen) stehen. Siegt der Lichtenwörther, steht er erstmals im zehnten Antreten im Halbfinale.

Kompletter Fehlstart

Zunächst hatte das Match nicht ganz nach Thiems Geschmack begonnen. Er musste gleich im zweiten Game seinen Aufschlag zum 0:2 abgeben, nicht zuletzt dank zweier Doppelfehler. Linkshänder Verdasco gelang es mit druckvollem Spiel und konstanter Aufschlagleistung, diesen Vorteil im ersten Satz nicht mehr herzugeben. Thiem steigerte sich zwar etwas, einen Breakball gegen den Weltranglisten-40. konnte sich die Nummer fünf der Welt aber nicht erarbeiten. Nach 40 Minuten nutzte Verdasco den dritten Satzball zum 6:3.

Im zweiten Durchgang steigerte sich Thiem gewaltig, spielte auch aggressiver, und so gelang ihm verdient auch das Break zum 3:1. Nach dem 4:1 zu null hatte Thiem auch eine Chance auf das Doppelbreak, die er nicht nutzen konnte. Der letzte Österreicher im Einzelbewerb ließ sich den Satz aber nicht mehr nehmen, nach 75 Minuten schaffte er mit 6:3 den Satzgleichstand. Bemerkenswert: Thiem ließ im zweiten Satz in fünf Servicegames keinen Punktgewinn Verdascos zu.

Starkes Finish

In Satz drei übernahm Thiem endgültig das Kommando. Dem Lichtenwörther gelang gleich im Auftaktspiel sofort ein Break. Und in dieser Manier ging es weiter, Thiem ließ dem neun Jahre älteren Gegner keine Chance mehr und stellte rasch auf 4:0.

Thiem kämpft damit am Freitag im zehnten Antreten in der Stadthalle um sein erstes Halbfinale und ist auch noch auf Kurs Österreich-Double. Der 15-fache Turniersieger hatte ja im August erstmals auch in Kitzbühel triumphiert. Siege bei beiden Heimturnieren sind vor ihm noch keinem Österreicher gelungen.

Stolzer Hausherr

Thiem hatte nach einem "super Match" kaum etwas an sich zu bemängeln. "Ich habe das Match mit zwei Doppelfehlern zum 0:2 begonnen, aber das war auch das einzig Schlechte heute in der Partie", analysierte der Weltranglisten-Fünfte. Ab dann habe er sehr gut serviert und sei auch beim Return immer besser ins Spiel gekommen.

"Dann habe ich meine Vorhand immer besser eingesetzt, das war dann wahrscheinlich der größte Schlüssel", erklärte Thiem. Auch wenn er nun gegen Carreno Busta die gute Bilanz habe, will Thiem nicht zu optimistisch ins Match gehen. "Es wird in keiner Hinsicht leichter. Jedes Match gegen ihn war auf Messers Schneide, auch das letzte in Schanghai." Doch mit seinen bisherigen Performances dieses Jahr in der Stadthalle ist Thiem sehr happy. "Die ersten zwei Partien waren wirklich sehr stark und sicher das Beste, was ich da in der Stadthalle jemals gespielt habe."

Keine Gedanken an Double

Nun nimmt er sich vor, genau das Level zu halten und so weiterzuspielen. An ein historisches Österreich-Double will Kitzbühel-Sieger Thiem übrigens noch nicht denken. "Das ist gar nicht in meinem Kopf. Das Turnier ist viel zu stark besetzt, dass ich vom Turniersieg reden kann." Thiem hat aber ausgezeichnete Aussichten, die jedes Mal volle Halle noch mehrmals zu erfreuen. Er zeigt auch besonders viele Emotionen auf dem Platz, reißt das Publikum mit. "Ich wäre richtig dumm, wenn ich den Heimvorteil nicht nutzen würde. Es war eine geile Stimmung und richtig laut, das muss ich ausnutzen."

Seine starke Form beim drittletzten Turnier des Jahres für ihn begründet er auch mit der langen Erkrankung vor und auch während der US Open. "So ehrlich muss man sein. Ich habe dann ganz wenig gemacht, habe den Körper voll runter gefahren, dass er sich voll erholt. Deshalb bin ich jetzt so gut beieinander." Thiem spielt nach Wien ja noch in Paris-Bercy (Masters-1000) und die ATP Finals in London.

2020 soll es dann mit guter Planung diese Durchhänger wegen einer Erkrankung nicht mehr geben. "Das ist unser großes Ziel für das nächste Jahr. Es genau so zu planen, dass ich bei fast jedem Turnier so gut beieinander bin, ohne dass ich wegen einer Erkrankung drei, vier Wochen pausieren muss." (APA, 24.10.2019)

Achtelfinal-Ergebnisse vom Donnerstag:

Dominic Thiem (AUT-1) – Fernando Verdasco (ESP) 3:6, 6:3, 6:2
Diego Schwartzman (ARG-5) – Sam Querrey (USA) 6:7 (5), 6:4, 7:6 (5)
Pablo Carreno Busta (ESP) – Michail Kukuschkin (KAZ) 6:7 (3), 6:4, 6:1
Andrej Rublew (RUS) – Chung Hyeon (KOR) 6:4, 6:2
Aljaz Bedene (SLO) – Gilles Simon (FRA) 6:2, 3:6, 6:3
Gael Monfils (FRA-4) – Jannik Sinner (ITA) 6:3, 7:6 (8)

Freitag-Spielplan am Centre Court (ab 14 Uhr)

ab 14 Uhr: Matteo Berrettini (ITA-3) – Andrej Rublew (RUS)
nicht vor 15.30 Uhr: Dominic Thiem (AUT-1) – Pablo Carreno Busta (ESP)
nicht vor 17.30 Uhr: Diego Schwartzman (ARG-5) – Karen Chatschanow (RUS-2)
Aljaz Bedene (SLO) – Gael Monfils (FRA-4)