Nach der Papierform wohl der größte Favorit auf den Gewinn des Gesamtweltcups: Alexis Pinturault.

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Sölden – Neue Saison, neues Glück. So lautet wohl das Motto der Veranstalter des Weltcups in Sölden, die heuer guter Dinge sind, am Sonntag (10 und 13 Uhr, ORF 1) erstmals seit 2016 wieder den Riesentorlauf der Herren auf dem Rettenbachferner oberhalb Söldens austragen zu können. Die Prognosen sind rosig, sie stellen Sonnenschein in Aussicht. In weiser Voraussicht wurden bereits vergangenen Winter ausreichend große Schneedepots angelegt, und so konnte die Rennstrecke trotz mangelhaften Niederschlags wie gewünscht präpariert werden. 2018 musste aufgrund von Neuschnee und Wind ebenso abgesagt werden wie 2017, als ein Sturm über den Gletscher fegte. Letzter Sieger in Sölden war Alexis Pinturault. Der Franzose setzte sich 2016 vor Marcel Hirscher und Felix Neureuther durch. Heuer sollte man weder auf den Salzburger noch auf den Deutschen setzen.

Feller guter Dinge

Ohne den Salzburger Dominator obliegt es nun wohl einzig Manuel Feller, beim Auftakt für ein respektables Ergebnis für den ÖSV zu sorgen. Der 27-jährige Tiroler will erst gar nicht versuchen, in die riesengroßen Fußstapfen Hirschers zu treten, ist aber nach dem Training auf europäischen Gletschern guter Dinge: "Wir haben im Sommer sehr viel weitergebracht."

Feller war vergangene Saison Zehnter in Kranjska Gora und Vierter beim Saisonfinale in Soldeu. Seinen bislang einzigen Podestplatz in dieser Disziplin fixierte der Silbermedaillengewinner im Slalom bei der WM in St. Moritz als Zweiter hinter Hirscher in Garmisch-Partenkirchen 2018. Auf seinen ersten Weltcupsieg wartet Feller noch, vergangene Saison war er als Vierzehnter zweitbester Österreicher in der Riesentorlaufwertung.

Vorteil Pinturault?

Zu den Favoriten in Sölden zählt neben Pinturault natürlich auch der Norweger Henrik Kristoffersen, der in der Disziplinenwertung der abgelaufenen Saison als Zweiter hinter Hirscher, aber vor dem Franzosen blieb, der am Donnerstag topfit und voll motiviert bei einem Medientermin in Sölden erschien. Nach dem Rücktritt von Hirscher habe sich für ihn nichts geändert, er müsse Rennen gewinnen und viele Punkte sammeln, wenn er am Ende vorne sein will. Der 28-Jährige schätze den Salzburger als Person und habe ihn als Konkurrent geschätzt, daher werde ihm Hirscher schon als wichtige Herausforderung fehlen. Zumindest nach außen hin gab er sich nicht erleichtert, dass der Hauptkonkurrent um die große Kristallkugel abgeschnallt hat. "Es hat immer viel Spaß gemacht, gegen ihn zu fahren, ihn zu schlagen oder ihm einen großen Kampf zu liefern. Es waren immer große Momente." Ein großer Name habe den Skisport verlassen, dennoch ist sich Pinturault sicher, gibt es immer noch genügend Konkurrenten.

In Sachen Gesamtweltcup sieht er sich nun mit mehr Druck konfrontiert, diesbezüglich ergehe es aber Kristoffersen, dessen Landsmann Kjetil Jansrud und dem Italiener Dominik Paris nicht anders. Es gelte für alle, wie Hirscher während der gesamten Saison konstant schnell und vorne dabei zu sein. Das sei nicht neu, nun aber müsse er den nächsten Schritt in die richtige Richtung machen. Ein Vorteil für den Franzosen könnte sein, dass er dank seiner Begabung für schnellere Angelegenheiten auch ein starker Kombinierer ist. Vermehrt in Abfahrten wolle er sich dennoch nicht stürzen, den einen oder anderen Super-G aber sehr wohl mitnehmen. (Thomas Hirner, 25.10.2019)