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Von links nach rechts: Berlusconi, Meloni und Salvini bei der Kundgebung im Rom am vergangenen Wochenende.

Foto: AP Photo/Andrew Medichini

Matteo Salvini zeigt sich seit Wochen siegesgewiss: "Die Wahlen in Umbrien werden zu einem Räumungsbefehl für die Regierung in Rom", erklärte der Lega-Chef und ehemalige Innenminister am vergangenen Wochenende bei einer Großkundgebung in Rom. Denn der Urnengang werde zeigen, wer im Land die Mehrheit habe: Er, Salvini, der "Capitano". Und nicht die Koalition aus Fünf-Sterne-Protestbewegung und sozialdemokratischem Partito Democratico (PD), die in Rom regieren, "obwohl sie von niemandem gewählt wurden", wie Salvini behauptet. In der Tat sprechen die Umfragen in Umbrien für einen Sieg der Rechtsallianz aus Salvinis Lega, Berlusconis Forza Italia und Giorgia Melonis postfaschistischer Fratelli d'Italia am Sonntag.

Dass die Regierung Conte nach einem Sieg Salvinis in Umbrien gleich abdanken wird, ist zwar nicht anzunehmen: Dafür ist die hügelige, für ihren Wein und zahlreiche Wurst- und Fleischspezialitäten bekannte Region mit ihren 880.000 Einwohnern zu klein. Dennoch, die Wahl ist für die regierenden Parteien ein Experiment, das möglichst nicht schiefgehen sollte: In der Hoffnung, dem Rechtsblock auf diese Weise Paroli bieten zu können, treten die Protestbewegung und der PD in der traditionellen roten Hochburg Umbrien erstmals bei Wahlen mit einer gemeinsamen Liste an.

Weitere Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene soll nach dem Willen von PD-Chef Nicola Zingaretti auch auf die übrigen acht Regionen ausgedehnt werden, in denen in den nächsten Wochen und Monaten Wahlen anstehen. Das Problem ist bloß, dass die beiden Koalitionspartner, die das Land seit Anfang September das Land regieren, nach wie vor stark fremdeln. Was nicht weiter zu erstaunen vermag: Jahrelang hatten sich die "Grillini" und die Sozialdemokraten erbittert bekämpft. Auch in Rom ist bis heute das Vermittlungstalent von Premier Conte erforderlich, damit die merkwürdige Koalition aus ehemaligen Feinden nicht auseinanderbricht.

Die Streitereien auf nationaler Ebene sind dem Wahlkampf in Umbrien nicht förderlich: Zu einem gemeinsamen Auftritt konnten sich PD-Chef Zingaretti und der Fünf-Sterne-Politikchef und Außenminister Luigi Di Maio nicht aufraffen. Derartige Probleme kennt Salvini nicht: Berlusconi und Meloni haben sich ihm vollständig untergeordnet. Der Wahlkampf der Rechten ist eine Ein-Mann-Show des Lega-Chefs. Umbrien ist in der Vergangenheit jahrzehntelang von Mitte-Links-Koalitionen regiert worden – genauso wie die Toskana und die Region Emilia-Romagna, die ebenfalls als rote Hochburgen gelten.

Salvinis Hoffnung auf ein Comeback in Rom

In diesen beiden Regionen wird Anfang nächsten Jahres gewählt – und auch dort können sich die Römer Regierungsparteien keineswegs sicher sein, dass diese Tradition aufrechterhalten bleibt. Sollte die erstmalige Zusammenarbeit der Fünf Sterne mit dem PD gleich bei der umbrischen Premiere Schiffbruch erleiden, wäre dies ein schlechtes Omen – für die Wahlen in der Toskana und in der Emilia-Romagna, aber spätestens zu diesem Zeitpunkt auch für die Regierungskoalition in Rom. Salvini zeigt sich überzeugt, dass im Frühling 2020 nationale Neuwahlen fällig werden – und er dann triumphal in den Römer Regierungspalazzo zurückkehren wird. Nicht mehr als Innenminister und Vizepremier wie zuvor, sondern als Regierungschef. (Dominik Straub aus Rom, 25.10.2019)