Diese beiden Herren übernehmen die Morning-Show von Radio Austria: Wolfgang Fellner (links) und Rudi Klausnitzer, der einst den Ö3-Wecker erfunden und viele Jahre moderiert hat.

Foto: MGÖ/Harald Artner

Am Nationalfeiertag um 6 Uhr früh startet das bundesweite Radio Austria der Mediengruppe Österreich mit den beiden – laut "Österreich" – "besten Medienmachern" Rudi Klausnitzer und Wolfgang Fellner hinter dem Mikrophon. Und mit juristischen Querschüssen des bisher einzigen nationalen Privatradios Kronehit. Der zuständige Masseverwalter in der Causa weist die Vorwürfe von Kronehit aber gegenüber dem STANDARD als "völlig unbegründet" zurück.

Querschüsse von Kronehit

Kronehit hat Forderungen gegen eine Gesellschaft gekauft, die bald nach der Übernahme durch die Mediengruppe Österreich und ihre Radioholding Antenne Österreich und Medienbeteiligungen GmbH Insolvenz angemeldet hat. Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda argumentiert, die Gläubiger hätten kein Geld aus dem Verkauf beziehungsweise der Wertsteigerung durch die bundesweite Lizenz bekommen. Er kündigt im Gespräch mit dem STANDARD zivilrechtliche und womöglich auch strafrechtliche Schritte an. Das könne wiederum Konsequenzen für die bundesweite Lizenz haben, meint Swoboda.

Diese Gesellschaft ist die Radio Oberland GmbH, die bis zur Übernahme (unter anderem) Lounge FM gehörte, Geschäftsführer ist Lounge-Betreiber Florian Novak. Laut Alpenländischem Kreditorenverband haben elf Gläubiger Forderungen über 226.757 Euro angemeldet, vorerst sind rund 181.400 Euro anerkannt. Nach dem Verkauf an die Antenne Österreich und vor der Insolvenz wurde der Unternehmenssitz von Tirol nach Wien verlegt. Im Verfahren gibt es laut Kreditorenverband, der Gläubiger vertritt, eine "strittige Forderung".

Gewinnbeteiligung für Lizenz

Eine solche Forderung gibt es offenbar an die Antenne Österreich. Der Kreditschutzverband 1870 (KSV) bestätigt auf STANDARD-Anfrage: Eine solche Forderung sei Thema in dem Verfahren, sie sei auch das einzige Asset der Oberland GmbH, der Masseverwalter sei darüber im Gespräch mit der Antenne Österreich.

Der "Kurier" (Hälfteeigentümer von Kronehit) zitierte im Juli 2019 aus dem Konkursantrag: Die Radio Oberland Gmbh sah sich demnach aufgrund hoher Kosten (etwa für Tunnel-Übertragung) gezwungen, ihre Lizenz zu verwerten – "durch Einbringung in die bundesweite Lizenz" des "privaten Senderbetreibers A.". Der "Kurier" nannte diesen Senderbetreiber nur abgekürzt "A.".

Der "Kurier" zitierte weiter: Für die Lizenz habe A. der Oberland 0,2532 Prozent an den Jahresgewinnen der Jahre 2019 (Rumpfgeschäftsjahr) bis 2029 (Rumpfgeschäftsjahr) zugesichert. Die – unschwer identifizierbare – A. habe sich auch verpflichtet, den Sendebetrieb der Oberland bis zur Einbringung in die bundesweite Lizenz zu übernehmen, da gehe es um 31.000 Euro.

Masseverwalter: "Völlig unbegründet"

Oberland-Masseverwalter Georg Freimüller, erfahren in Großverfahren wie Zielpunkt, erklärt am Freitag auf STANDARD-Anfrage zu den Ansatzpunkten von Kronehit: "Die Vorwürfe sind völlig unbegründet." Und: "Ich habe das dem Anwalt von Kronehit auch bereits vor zwei Wochen mitgeteilt. Es geht Kronehit meines Erachtens auch gar nicht um die Gläubigerinteressen, da Kronehit überhaupt erst durch den Kauf der Forderung eines anderen Gläubigers am Verfahren teilnimmt."

Die korrekte Vorgangsweise und Abwicklung sei "vom Masseverwalter bestätigt", sagt Wolfgang Fellner dazu auf STANDARD-Anfrage. Der Herausgeber, Moderator, Macher der Österreich-Mediengruppe sieht die rechtmäßige Übertragung der Lizenz vom Masseverwalter bestätigt. Fellner zeigt sich kurz vor seinem nächsten Einsatz als Radiomoderator "sprachlos, wie sich ein erwachsener Mensch, der ein erfolgreiches Radio betreibt, auf so ein Niveau begeben kann. Wir können es uns nur mit Panik erklären. Und das ist absurd, wir bewegen uns mit Radio Austria in einem ganz anderen Feld als das Teenagerradio Kronehit."

Es wäre "lächerlich", aus der Oberland-Lizenz Konsequenzen für die bundesweite Lizenz zu erhoffen, sagt Fellner: Sie habe eine technische Reichweite von 25.000 Hörern, die "völlig irrelevant" für jene 60 Prozent Reichweite bundesweit sind, die eine nationale Privatradiolizenz braucht.

Bei der Medienbehörde Komm Austria verweist man auf Anfrage darauf, dass die Insolvenz rund ein halbes Jahr nach dem Entscheid über die bundesweite Lizenz angemeldet wurde. Nur der Masseverwalter könne sagen, ob sich aus dem Verfahren eine Rückabwicklung des Lizenzverkaufs ergeben könnte, die dann womöglich relevant werden könnte. Der Masseverwalter klingt, siehe oben, nicht danach.

Geld fürs Hören

In Fellner'scher Tradition zahlt Fellner seine Hörer: Der Sender wirbt mit 1.100 Euro fürs Hören – und vor allem "Radio Austria"-Sagen, wenn jemand anruft und fragt, was man hört. Denn: Auch die Reichweiten des Radiotests werden über Telefonumfrage erhoben. Und bis der Radiotest 2020 erste Hörerzahlen über Radio Austria liefert, wird die Mediengruppe Österreich in Fellner'scher Tradition auch eigene Umfragen über den Erfolg des Senders durchführen lassen.

Der Radiotest wird aber nach STANDARD-Infos vorerst keine Reichweiten für Radio Austria ausweisen – nicht allein für Radio Austria nämlich. Das liegt an regionalen Radiomarken, deren Lizenzen die Mediengruppe Österreich in die bundesweite Radiolizenz eingebracht hat. Die bundeslandweite Regionallizenz der erfolgreichen Antenne Salzburg ging etwa an die bundesweite Lizenz von Radio Austria. Die Antenne Salzburg sendet künftig auf einer kleineren Lokalradiolizenz des übernommenen Lounge FM.

Deshalb ist bei der Abfrage schwer zu eruieren, ob Menschen, die nun angeben, sie hörten Antenne Salzburg, das neue Radio Austria (auf deren alter Frequenz) meinen oder doch Antenne Salzburg auf der neuen. Ähnliches gilt für Tiroler Antenne-Radios der Fellners. Die Lösung nach STANDARD-Infos: Der Radiotest weist vorerst nur eine gemeinsame Reichweite für Radio Austria plus etwa Antenne Salzburg und Antenne Tirol aus. Die Mediengruppe Österreich darf diese Hörerzahlen dann nicht als Radio-Austria-Reichweiten bezeichnen.

Die Reichweiten des Radiotests sind wesentlich für die Aufteilung der Einnahmen des gemeinsamen Radiovermarkters RMS unter den Sendern. Auch dort soll es einige Diskussionen im Vorfeld des Sendestarts gegeben haben. (fid, 25.10.2019)