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Mit Hinterlist und böser Absicht gut geplant, ausgeführt von einem Dritten, einem Handlanger, nicht leicht zur Quelle zurückzuverfolgen und mit tödlichem Ausgang – die klassische Intrige.

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Mit Hinterlist und böser Absicht gut geplant, ausgeführt von einem Dritten, einem Handlanger, nicht leicht zur Quelle zurückzuverfolgen und mit tödlichem Ausgang – die klassische Intrige. Die hohe Kunst der Machtausübung. Pistole, Dolch und Gift bis zur Hinrichtung (Maria Stuart etwa als Beispiel) sind die aus der Geschichte gut bekannten sichtbaren Beispiele.

Von Kabale und Liebe im Theater über den fiesen J. R. Ewing in Dallas bis zu den Desperate Houswifes in Film und TV – oder aber aktuell in der österreichischen Realität. Angebliche Geschäftemacherei mit Organtransplantationen am Wiener AKH, der angebliche 20.000-Euro-Beratervertrag des ehemaligen SPÖ-Managers (und Kritikers) Max Lercher: Intrigen, wohin man schaut. Zumindest sehen das die Betroffenen so.

Die Machtexpertin und Bestsellerautorin Christine Bauer-Jelinek schüttelt sich erst einmal bei der Frage nach der Intrige. Jeder sage heute zu allem "Intrige", auch wenn es sich lediglich um Unbeherrschtheit oder schlicht Blödheit handle: "Eine Intrige, die den Namen verdient, ist eine hochkomplexe Strategie, die Intelligenz und sorgfältige Planung erfordert. Schließlich will man ja nur den Gegner und nicht auch sich selbst beschädigen. Aus diesem Grund kann ich die meisten aufsehenerregenden Ereignisse zurzeit nicht als Intrigen bezeichnen. Die Angriffe sind oft unkoordiniert und unüberlegt. Fast immer beschädigen sich die Akteure selbst, aber vor allem schaden sie ihrer Organisation oder der Gemeinschaft. Man kann dahinter nur unkontrollierte Emotionen, Angst, Wut oder Rachegefühle vermuten. Manchmal ist es auch schlicht und einfach Dummheit oder Unkenntnis der Spielregeln der Macht. Abgesehen von der Frage der Moral sollte man die scharfe Waffe, die eine Intrige darstellt, wenigstens richtig bedienen können, bevor man sie einsetzt."

Grenzen verschwimmen

Was damit gemeint ist? Selbst nie in Erscheinung treten oder gar auffliegen, indirekt und nicht konfrontativ arbeiten, andere die schmutzige Arbeit tun lassen und das Zielobjekt nachhaltig aus dem Weg räumen. Wobei: Sowohl Werkzeuge als auch Strategien sind vielfältig, die Grenzen verschwimmen – Verunglimpfung, Mobbing, Stalking, Leaking, jemanden zu Tode loben, Lügen in die Welt setzen.

Die ganze Palette kommt bei Intrigen zum Einsatz und folgt einem größeren Plan. Einem Journalisten etwas "im Vertrauen" zu erzählen könnte am Beginn einer guten Intrige stehen. Man müsse den Gegner beobachten, sein Vertrauen gewinnen, Schwachstellen determinieren, Verbündete aufstellen und sich als Intrigantin oder Intrigant auf die Durchsetzung der Ziele aus dem Hintergrund heraus konzentrieren, definiert Bauer-Jelinek die Strategie der Intrige.

Und die Prophylaxe?

Die schlechte Nachricht: Schützen könne man sich gegen solche verdeckte Angriffe leider nicht, sagt die Expertin. Fast jeder habe eine Achillesferse. Wenn Lügen auftauchen, sei man zuerst einmal machtlos. Geübte Kämpfer überlegten zwar den Gegenangriff, aber bis die Unschuld belegt ist, sei der Reputationsverlust längst geschehen. Zeit und Energie fließen in die Verteidigung – was dem Gegner in die Hände spiele. "In jedem Fall ist für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, höchste Wachsamkeit und professionelle Planung angesagt." Sonst sei man "weg vom Fenster", bevor man sich überhaupt wehren könne.

Man könne Worst-Case-Strategien für den Fall der Aufdeckung von Geheimnissen vorbereiten, planen, wie man sich verteidigt und/oder entschuldigt, sagt Bauer-Jelinek. Verhindern lasse sich aber praktisch nichts. (Karin Bauer, 25.10.2019)