Hannah-Marie Heine, Heribert Schulmeyer: "Tausendfühler Lars. Kinder mit Hochsensibilität". Balance-Buch und -Medien, 2019, 40 Seiten, 17,50 Euro.

Foto: Verlag Kids in Balance

Lars ist anders als die meisten Kinder. Er mag es gerne ruhig und beschaulich, ist überfordert, wenn zu viele Dinge auf einmal passieren. So wie bei Klaras Geburtstagsfeier im Kindergarten. Die Musik ist laut, alle lachen und sprechen durcheinander, matschen mit Fingerfarben. Als plötzlich auch noch eine Fliege um Lars' Kopf herumschwirrt, läuft das Fass über: Der hochsensible Bub beginnt zu weinen, will nur noch weg und verkriecht sich einsam in die Kuschelhöhle aus Decken und Polstern.

Die anderen Kinder wundern sich über Lars. Auch Lars wundert sich über sich selbst. Warum macht es ihm keinen Spaß, herumzutollen und zu toben? Warum mag er keine laute Musik? Warum ist er so anders, sodass er sich manchmal ganz allein auf dieser Welt fühlt? Frau Fuchs, die Kindergärtnerin, weiß die Antwort. "Du bist ein Tausendfühlerkind. Das ist ganz besonders an dir", erklärt sie.

Stärke statt Stigma

Das Kinderbuch "Tausendfühler Lars" schafft es, die Gefühlswelt eines hochsensiblen Kindes ohne übertriebene Dramatik zu veranschaulichen. Hochsensibilität wird hier nicht als Stigma verstanden, sondern als Stärke. Denn häufig ist die Welt von Lars auch mit sehr viel schönen "Gefühlen im Bauch" gefüllt. Besonders dann, wenn ihn seine Freundin Klara besucht oder er Zeit mit seinem Opa in der Werkstatt verbringt. In solchen Momenten passt einfach alles für ihn.

Im Nachwort für Erwachsene erklären die Kinderbuchautorin Hannah-Marie Heine und die Diplompsychologin Petra Tomschi, wie feinfühlige Kinder die Welt wahrnehmen und Reize verarbeiten. Kurz und prägnant geben sie Ratschläge für den Alltag. Dazu zählt, fixe Auszeiten einzubauen oder zusätzliche Aktivitäten zu reduzieren, die über Kindergarten oder Schule hinausgehen.

Was besonders wohltuend ist: Heine und Tomschi ermutigen betroffene Eltern und Kinder dazu, die positiven Seiten der Veranlagung zu sehen und die schwierigen Aspekte der Hochsensibilität in den Hintergrund treten zu lassen. Das Buch sollte in keinem Kindergarten fehlen. (Günther Brandstetter, 26.10.2019)