Wer krank ist, hat wenig Energie. Manchmal ist sogar Fernsehen zu anstrengend.

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Die meisten Erwachsenen haben doch einen recht strikt organisierten Alltag. Was es da alles zu machen gibt: 40-Stunden-Woche im Büro, dann einkaufen, kochen, den Haushalt erledigen. Aber dann gibt es immer auch familiäre Sachen, die zu besprechen sind. Und irgendwie sollte man ja auch noch ein kleines Sportprogramm absolvieren, einfach weil nach stressigen Tagen der körperliche Ausgleich wirklich wichtig ist. Kurzum: Meistens kommen die Dinge zu kurz, die man so richtig gern macht. Hobbys zum Beispiel. "Ich habe seit Monaten keinen Roman mehr gelesen", das ist ein persönliches Waterloo.

Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Romane liest sie vor allem dann, wenn sie krank ist.
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Und da kommt jetzt nun die Krankheit ins Spiel. So ein langwieriges Virus, wie es derzeit kursiert, war im Grunde eine Chance. Wenn kein Fieber im Spiel ist, dann ist die Zeit im Bett wirklich eine Chance, vieles nachzuholen. Wenn die Nase rinnt, der Husten bellt und die allgemeine körperliche Schwäche sämtliche Aktivitäten (Arbeiten, Einkaufen, Kochen, Sport) zum Erliegen bringt: Lesen ist immer noch möglich. Ganze fünf Bücher habe ich dem viralen Infekt zu verdanken, der mich seit Wochen im Griff hat. (Karin Pollack, 27.10.2019)

Günther Brandstetter beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Wenn er krank ist, kann er nicht einmal die Untertitel lesen.
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Eine andere Lösung für kranke Tage: Fernsehen braucht wenig Energie. Wer erschöpft ist, schaltet Fernsehgerät oder Computer ein und kann endlich Serien nach dem Binge-Watching-Prinzip schauen. Sagen wir also mal: acht Stunden nonstop. Endlich mal so richtig eintauchen in eine ganz andere, fiktive Lebenswelt. Das lässt einen das eigene Ich vergessen und damit auch den viralen Infekt im Körper.

Vergangene Woche war es so weit. Ich lag von Sonntag bis Mittwoch flach, das erst Mal im Krankenstand seit mehr als sieben Jahren. Britische Serien standen auf dem Programm, etwa "Paranoid" auf Netflix. Am liebsten im Original. Untertitel konnte ich keine lesen, da spielte der Kopf nicht mit. Die Serie habe ich auch nicht wirklich gesehen. Nach etwa zwanzig Minuten schlossen sich meine Augen, den Rest der Handlung träumte ich. Zwei Stunden später wachte ich wieder auf. Ich versuchte es erneut. Kurz vor Ende der ersten Folge war ich wieder eingeschlafen. So ging das den ganzen Tag. Letztendlich schaffte ich zwei
Folgen, insgesamt dauerte es vier Tage, bis ich alle acht Folgen der ersten Staffel durch hatte. Echtes Binge-Watching sieht anders aus. (Günther Brandstetter, 27.10.2019)