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Ein echter Sportsmann: Dominic Thiem konnte sich nicht so recht freuen über den Sieg gegen den verletzten Pablo Carreno Busta.

Foto: Reuters/Niesner

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Der Spanier geht ab.

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Wien – Der Arbeitstag ist für Dominic Thiem am Freitag in der Wiener Stadthalle so kurz gewesen, dass er für das Publikum noch ein Training mit Dennis Novak einschob. Nach nur 20 Minuten musste sein spanischer Gegner Pablo Carreno Busta bei 0:5 wegen Schulterschmerzen aufgeben. Thiem steht damit erstmals im Halbfinale seines Heimturniers und trifft am Samstag (14.00 Uhr) auf Matteo Berrettini (ITA-3).

Der Weltranglisten-Fünfte aus Lichtenwörth ist damit auch weiter auf Kurs Richtung "Österreich-Double". Thiem hatte ja im August erstmals in Kitzbühel triumphiert. Die Nummer eins des Erste Bank Open kämpft am Nationalfeiertag gegen Berrettini um sein erstes Endspiel in der Stadthalle. Gegen Berrettini hat Thiem eine 1:1-Bilanz. Zuletzt hat er im Viertelfinale von Shanghai mit 6:7(8),4:6 verloren.

Thiem entschuldigt sich bei Fans

Thiem war das kurze Match selbst fast etwas unangenehm, denn mit 9.600 Fans war die Stadthalle ausverkauft. "Da kann man nichts machen. Es tut mir natürlich sehr leid für euch alle, die gekommen sind, und sich ein tolles Match erwartet haben", erklärte der Niederösterreicher und hoffte, dass die Zuschauer auch für die zwei ausständigen Viertelfinali im Einzel noch bleiben würden. "Und wir sehen uns morgen."

Gegen Berrettini wird es Thiem am Samstag auf jeden Fall schwerer haben. "Ich habe gegen ihn in Shanghai gespielt, er ist in unglaublicher Form. Er fightet um ein Ticket für London, deshalb ist er bis in die Haarspitzen motiviert. Es wird unglaublich schwer gegen ihn, er serviert jeden ersten Aufschlag gefühlt mit 220, 225 km/h", sagte Thiem noch auf dem Platz zum Publikum. "Wir haben zwei richtig gute Matches gehabt, eines bei den French Open letztes Jahr und vor zwei Wochen in Shanghai. Er ist in bestechender Form, ich auch, das heißt, es wird sicher ein cooles Match werden."

Später sprach Thiem von einer "absolute Hammerpartie gegen einen Gegner, der in der Form seines Lebens spielt." Auch Thiem fühle sich "in Topform, körperlich und spielerisch sehr gut." Er hofft, dass er die paar Dinge, die er vor knapp zwei Wochen gegen Matteo Berrettini noch nicht optimal gelaufen sind, ausmerzen kann. "Ich muss seinen Aufschlag entschärfen und auch die Vorhand ist zur Zeit eine der besten, die es gibt. Ein Wahnsinn, was er da für ein Tempo macht", lobte Thiem den 23-jährigen Italiener.

Ganz gefährlicher Gegner

Mit dem Einzug ins Halbfinale hat Thiem nun erstmals zählbar auch für das ATP-Ranking angeschrieben, im Race war er ja ohnehin schon vor Wien für die ATP Finals qualifiziert.

Berrettini hatte sich zuvor gegen Andrej Rublew in einem sehenswerten Match durchgesetzt. "Es war mental und körperlich ein tolles Match", freute sich Berrettini, der nun am Montag erstmals die Top Ten knacken wird. Der aktuelle Weltranglisten-Elfte stand 2019 u.a. im US-Open-Semifinale und gewann die Turniere in Stuttgart und Budapest. Er hat nun auch gute Karten, sich erstmals für die ATP Finals zu qualifizieren.

"Ich habe in Shanghai gegen ihn gespielt, das war ein richtig hartes Match. Er ist einer der besten auf der Tour, die Fans werden auf seiner Seite sein", sagte Berrettini. Das italienische Tennis ist aktuell so gut vertreten wie kaum zuvor, sieben Spieler in den Top 100, dazu das Riesentalent Jannick Sinner (der am Montag in die Top 100 vorstößt). "Es ist vielleicht eine der besten Perioden im italienischen Tennis, wir sind alle jung."

Hinzukommt, dass Italien ab 2021 in Turin die ATP Finals veranstaltet, schon seit einigen Jahren das große Nachwuchs-Treffen #NextGen in Mailand veranstaltet und mit Andrea Gaudenzi auch den neuen ATP-Chairman hat. "Ich hoffe, dass wir eines Tages näher an den Fußball herankommen", sagte Berrettini lächelnd.

Thiem in Paris vermutlich gegen Raonic

Wie die Auslosung ergab, trifft Thiem in der kommenden Woche beim Masters-1000-Tennisturnier in Paris in der zweiten Runde entweder auf den Kanadier Milos Raonic oder einen Qualifikanten. Gegen Raonic, die Nummer 32 der Weltrangliste, hat der als Nummer 5 gesetzte Thiem eine negative Bilanz von 1:2 Siegen. Zuletzt hatte er den 28-Jährigen auf dem Weg zum Turniersieg in Indian Wells im Halbfinale knapp bezwungen.

Raonic hat diese Woche in Wien bei seinem Comeback nach einer Verletzung in der ersten Runde verloren. Thiem hat in Paris-Bercy in der ersten Runde ein Freilos. In einem möglichen Viertelfinale würde er auf den als Nummer vier gesetzten Russen Daniil Medwedew treffen.

Schwartzman im Halbfinale

Auch der als Nummer 5 gesetzte Diego Schwartzman, einer der besten Freunde Thiems auf der Tour, hat sich in seinem zweiten Wien-Viertelfinale nach 2017 erstmals für die Vorschlussrunde qualifiziert. Schwartzman hat am Freitagabend die Nummer zwei des Turniers ausgeschaltet. Der kampfstarke Argentinier besiegte den Russen Karen Chatschanow, neben Topstar Thiem der einzige Top-Ten-Spieler im Feld des größten Tennisturniers Österreichs, nach 102 Minuten mit 7:6(6),6:2. Er trifft im zweiten Halbfinale am Samstag auf Gael Monfils (FRA-4), der Aljaz Bedene (SLO) mit 7:5 und 6:1 bezwang.

Nach Andrej Rublew ist somit auch Chatschanow schon vor dem Halbfinale gescheitert, womit eine erstaunliche Negativserie der Russen in Wien weitergeht: Seit Andrej Tschesnokow 1992 stand kein Russe in Wien im Semifinale, ins Finale hat es in der Geschichte des Stadthallenturniers überhaupt noch kein russischer Spieler geschafft. (APA, 25.10.2019)