In den Schwall an Phrasen, den die zur Geheimhaltung verpflichteten Regierungssondierer über die wissbegierige Öffentlichkeit ergießen, mischt sich der eine oder andere Satz mit Aussagekraft. Grünen-Chef Werner Kogler nennt immer wieder das Ziel, die Armut von Kindern zu bekämpfen – und zieht damit unweigerlich eine Hürde hoch. Denn die ÖVP hat im Verein mit der FPÖ ja gerade Sozialhilfeleistungen für ebenjene Gruppe gekürzt.

Werner Kogler betont immer wieder das Ziel, Kinderarmut zu bekämpfen.
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So mancher Türkiser mag sich da über das Motiv wundern. Schließlich taucht die Frage im Ranking der von Grünwählern vor der Wahl diskutierten Themen nicht auf, die allermeisten werden nie Sozialhilfe beziehen. Doch viele Anhänger der Partei funktionieren eben nicht nach rein egoistischen Mechanismen: Der gut verdienende Bobo blättert für den Teakholz-Tisch gerne ein paar Hunderter mehr hin, solange ein Fairtrade-Logo verspricht, dass es irgendwo irgendwem ein bisschen besser geht.

Auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz muss den Ärger seiner Sympathisanten fürchten. Der Kampf gegen die angebliche Zuwanderung in den Sozialstaat ist Kern seiner Marke, die unzählige Wähler rechts der Mitte angezogen hat. Wird er da weich, werden viele flugs wieder bei der FPÖ sein.

Wird Strategie – welch naiver Wunsch! – allerdings einmal beiseitegelassen, dann sollte ein Umstand Kurz zu denken geben: Laut einer Wifo-Studie ist die Armutsgefährdung junger Familien seit 2010 gestiegen. (Gerald John, 28.10.2019)