Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig sieht keinen Grund für vorverlegte Neuwahlen – im Gegensatz zu manchen SP-Parteistrategen.

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Wien – Sie sind der ständige Wegbegleiter von Michael Ludwig: Neuwahlgerüchte verfolgen den Wiener Bürgermeister seit seiner Amtseinführung. Und stets werden sie dementiert: Es gäbe keine Gründe für eine Vorverlegung der Wien-Wahl, die regulär im Herbst 2020 stattfinden soll, heißt es auch diesmal aus seinem Büro.

Doch hinter den Kulissen verdichten sich die Hinweise darauf, dass die SPÖ mit einem früheren Urnengang rechnet. So sollen Bezirksorganisationen subtil dazu gebeten worden sein, doch schon bis Februar Pläne für eine Kandidatenliste zu erarbeiten. Auch die Bezirkskonferenzen sollen in den ersten zwei Monaten des nächsten Jahres über die Bühne gehen, das gilt auch für die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG).

Für all das kann es auch andere Gründe geben, etwa die Landeskonferenz der FSG Mitte März oder der Landesparteitag im Frühling. Doch rote Strategen wittern eine einmalige Chance, ihre starke Position in Wien dank Zerfransungen links und rechts der Mitte sowie eines günstigen bundespolitischen Momentums zu halten.

Hoffen auf Liste Strache

Beispielsweise hofft Rot darauf, dass der einstige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bei einem Wahltermin im Frühsommer bereit wäre, mit einer eigenen Liste anzutreten – deren Aufbau noch nicht allzu weit fortgeschritten wäre. Dann würde Strache seiner Ex-Partei wohl ein paar Stimmen wegnehmen, der Abstand zwischen FPÖ und SPÖ also weiter anwachsen.

Dasselbe gälte für die Grünen, falls es Peter Pilz in Wien doch noch einmal wagt. Hier hofft die SPÖ auch auf einstige Grünwähler, die durch eine etwaige türkis-grüne Koalition verärgert sind. Und noch einen Vorteil hat der Frühsommer aus Sicht roter Strategen: Das Thema Klimaschutz wäre dann, im Unterschied zu einem Herbst mit brutaler Hitze in der Stadt, nicht in aller Munde. (Fabian Schmid, 28.10.2019)