Der Chefverhandler der Arbeitgeber, Johannes Collini, und Gewerkschafter Rainer Wimmer haben sich schon mehrmals die Hände geschüttelt.

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Nach zähen Verhandlungen in der fünften Metaller-KV-Runde gab es dann Montagabend überraschend eine Einigung.
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Wien – Mit ausreichend Sitzfleisch lässt sich offenbar selbst in einer verfahrenen Situation ein Lohn- und Gehaltsabschluss verhandeln. Nach einem mehr als elfstündigen Verhandlungsmarathon haben sich die Metaller in der Nacht auf Dienstag doch noch zusammengerauft. Die Ist- und Mindestlöhne und -gehälter der 130.000 Arbeiter und Industrieangestellten in der Metalltechnischen Industrie werden im Schnitt um 2,8 Prozent angehoben.

Mehr sei nicht drin gewesen, versicherten der Chef der Produktionsgewerkschaft, Rainer Wimmer, und Karl Dürtscher von der Privatangestelltengewerkschaft nach der fünften Verhandlungsrunde in der Wirtschaftskammer. Das sei angesichts der nicht rosigen Situation in der Metallindustrie ein fairer Abschluss, betonte Wimmer. Da könne man bei einer Inflationsrate von 1,8 Prozent sehr zufrieden sein. Der Mindestlohn wird auf 2.000 Euro angehoben, das ist eine starke Vorgabe für andere Branchen wie Handel und Brauereien, deren Kollektivverträge in den nächsten Wochen verhandelt werden.

Vierer vor dem Komma

Genau deshalb gibt es auch den geforderten Vierer vor dem Komma, denn die Mindestlöhne in den beiden untersten Verwendungsgruppen steigen um rund 4,4 Prozent auf 2.000 Euro. Die Lehrlingsentschädigungen steigen um 2,7 Prozent, die Zulagen werden um 2,6 und die Diäten um 2,0 Prozent erhöht.

Beide Seiten hätten sich bewegt, deshalb liege nun ein vertretbarer Abschluss vor, sagte der Sprecher der Arbeitgeber, Fachverbandsobmann Christian Knill – trotz schwieriger Ausgangslage als im Vorjahr und schlechterer Wirtschaftsdaten. Im Rahmenrecht wurde darüber hinaus vereinbart, dass Jubiläumsgelder in Zeit umgewandelt werden können, das bringe Flexibilität für beide Seiten.

Kampfmaßnahmen abgesagt

Die in rund 250 der insgesamt 1.200 Maschinenbau- und Metallverarbeitungsbetriebe geplanten Betriebsversammlungen ab Dienstag sind damit ebenso vom Tisch wie Warnstreiks, mit denen die Gewerkschafter bereits mehr oder weniger unverhohlen gedroht hatten.

Beide Verhandlungspartner lobten den Tarifabschluss, der grosso modo deutlich unter dem von den Gewerkschaftern Mitte September geforderten Plus von 4,5 Prozent und den tatsächlich angestrebten 3,5 Prozent liegt.

Es steigen übrigens nicht alle Gehälter in allen Verwendungsgruppen gleich stark. Die Bezüge in den drei untersten Gehaltsgruppen werden um 2,8 Prozent angehoben, die mittleren fünf Verwendungsgruppen um 2,7 Prozent und die höchsten drei um 2,6 Prozent, führten Dürtscher und Wimmer aus. Das ergibt die 2,7 bis 2,8 Prozent mehr im Schnitt.

ORF

Schlag auf Schlag

Nun wird es bei den restlichen Metallbranchen Schlag auf Schlag gehen. In den nächsten Tagen werden Gießereien, Bergbau, Eisen- und Stahlerzeuger, Fahrzeugindustrie, Nichteisenmetaller und Gas-/Wärmeerzeuger mit rund 70.000 Beschäftigten der Metallverarbeitungsindustrie folgen. Ihre Abschlüsse sollen, das ist das erklärte Ziel der Gewerkschaft und war auch in den vergangenen Jahren so, auf gleicher Höhe liegen. Unterschiede sind maximal im Promillebereich zu erwarten, etwa im Rahmenrecht der Kollektivverträge. (Luise Ungerboeck, 28.10.2019)