Fällt dem Organismus schwer: Die Zeitumstellung bringt den Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Müdigkeit und starker Hunger sind mein derzeitiges Problem.

Foto: APA

Schlafen ist eine meiner schönsten Beschäftigungen. Normalerweise bringt mich nichts zu schnell davon ab. Doch nach der Zeitumstellung letzten Sonntag passieren mir ganz ungewöhnliche Dinge. Ich wache auf. Ein Blick auf die Uhr sagt mir: 5.45 Uhr. So früh bin ich nie wach. Nur, ohne dass ich es steuern kann, scheint mein Gehirn auf das Licht zu reagieren. Ich schlafe bei geschlossenen Jalousien, aber nicht bei verrammelten Fenstern. Also liege ich dann ab 5.45 Uhr, und weil eben nicht Wochenende ist, lasse ich mir durch den Kopf gehen, was so alles zu tun ist. Ich stehe um 5.55 Uhr auf.

Ich weiß, es wird eine Zeitlang dauern, bis ich mich wieder umgestellt habe. Tollerweise ist gerade die Viennale, und die Morgenvorstellung beginnt um 6.30 Uhr. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich entdeckte, dass der große Saal in diesem Kino in der Früh fast bis zum letzten Platz ausverkauft war. Leiden alle diese Menschen an der Zeitumstellung, frage ich mich. Oder sind die Mehrheit der Filmliebhaber und Filmliebhaberinnen einfach "early birds".

Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Die Zeitumstellung treibt sie um 6.30 Uhr in der Früh ins Kino.
Foto: cremer/rawicka/istock

Morgenblues

Sicher ist, dass die meisten Menschen Gewohnheitstiere sind. Die haben es gern immer gleich, vor allem Kinder sind so, und wahrscheinlich klagt deshalb besonders meine Freundin, die derzeit mit ihrer dreijährigen Tochter jeden Tag um 5 Uhr am Frühstückstisch sitzt. Die Tochter topfit. Sie warten, bis der Kindergarten aufsperrt. Abends, sagt die Freundin, sind sie todmüde, schlafen eigentlich sogar bei der "ZiB 1" schon ein.

Ob das jetzt ein Plädoyer für die ewige Sommerzeit ist? Nein. Menschen sind unheimlich anpassungsfähig, die Uhr ist stärker als das Licht. Ich denke trotzdem, dass ich mein Gehirn gegen das Licht nicht steuern kann, da sind biologische Kräfte am Werk, die sich seit tausenden Jahren so eingependelt haben. Der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus nimmt auf die Erfordernisse eines Bürolebens im 21. Jahrhundert nicht Rücksicht.

Ohne Zeitumstellung gäbe es die derzeitigen Jetlag-Probleme nicht. Zugegeben: Es ist wahrscheinlich ein Mini-Jetlag. Und noch einen Nachteil gibt es: Ich habe derzeit einen Riesenhunger – auch das ein Hinweis darauf, dass die Zeitumstellung mir nicht gerade gut tut. Habe ich sonst nämlich nie. (Karin Pollack, 3.11.2019)