Das Universum blickt mit glühenden Augen auf uns – und wir blicken zurück. Das Bild entstand im Zuge einer Himmelsdurchmusterung, mit der Hubble vorrangige Beobachtungsziele für seinen Nachfolger, das James-Webb-Teleskop, suchte.
Foto: APA/AFP/ESA/Hubble

Garching/Washington – Das Universum ist voller scheinbar vertrauter Formen, vom Pferdekopf bis zum Katzenauge. Verantwortlich dafür ist das Phänomen der Pareidolie, das uns dazu verleitet, in zufälligen Formen wie denen von Dunkelwolken oder planetaren Nebeln Muster zu "erkennen", wie sie uns im Alltag begegnen. Ein bevorzugtes Muster sind dabei Gesichter – wie nun das Hubble-Teleskop eines aufgenommen hat.

Das Besondere an dem Objekt mit der Katalognummer Arp-Madore 2026-424 ist, dass es sich dabei nicht um eine Gas- und Staubansammlung in relativer Nähe – also innerhalb der Milchstraße – handelt. Stattdessen sind 704 Millionen Lichtjahre von uns entfernt zwei Galaxien miteinander kollidiert und haben mit dem Prozess der Verschmelzung begonnen. Die Zentralregionen der beiden Galaxien bilden die "Augen" des Gesichts, wie das europäische Hubble-Informationszentrum in Garching bei München mitteilte.

Dadurch, dass die beiden Galaxien gleichsam frontal zusammenstießen, seien die Scheiben nach außen gezogen worden. Dabei wurden die freien Mengen an Gas und Staub so stark durcheinandergewirbelt, dass eine ganze Welle an Sternengeburten ausgelöst wurde. In hellem Blau leuchtende junge Sterne bilden nun die übrigen "Gesichtszüge".

Alles ist vergänglich

Arp-Madore 2026-424 (benannt nach den beiden Astronomen Halton Arp und Barry Madore) wird sein Gesicht aber schon bald wieder verlieren – "bald" nach kosmischen Maßstäben natürlich: Laut den Forschern wird der jetzige Anblick etwa 100 Millionen Jahre lang Bestand haben, ehe die blau leuchtenden Ringstrukturen in sich zusammenfallen und das Muster sich im Zuge der voranschreitenden Verschmelzung auflöst. In ein bis zwei Milliarden Jahren seien die beiden Galaxien dann bereits so stark miteinander verschmolzen, dass ihre Vergangenheit nicht mehr zu erkennen sein werde.

Die Forscher weisen darauf hin, dass es sich bei dem nun gesichteten Objekt um eine eher seltene Art von Kollision handelt. Es komme zwar häufig vor, dass große Galaxien kleine Nachbarinnen verschlingen – hier jedoch sind zwei ursprünglich in etwa gleich große Exemplare zusammengestoßen. Ein ähnlicher Vorgang wird sich in unserer Ecke des Universums in etwa vier Milliarden Jahren abspielen, wenn die Milchstraße und Andromeda kollidieren und schließlich verschmelzen. (jdo, 29. 10. 2019)