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"Linz is a Stadtl und Wean ist a Stodt, in Linz fressen s' Bratl und in Wean an Salod." Wenn es um den Konsum von Fleisch geht, kann ich immer wieder nur ein altes Gstanzl aus meiner oberösterreichischen Heimat Oberösterreich zitieren. Auch weil man damit die Wiener Bazi ärgern kann.

Außerdem erfährt der zünftige Reim gerade eine ungeahnte Aktualität. Die halbe Welt und ein nicht geringer Teil meiner sozialen Blase fressen aus einem völlig überzogenen ethischen Ansatz heraus nur noch Blumen. Selbst gefüllte Paprika werden mittlerweile als Fleischspeise gebrandmarkt.

Heimlich auf ein Cordon Bleu

Manchmal gehe ich jetzt heimlich zum Wirt am Eck und würge wie ein Junkie auf Entzug ein Cordon rein. So weit sind wir gekommen. Zu Hause höre ich dann Sätze wie: "Du hast heute wieder Fleisch gegessen, gib es doch zu!"

Zu meiner Verteidigung kann ich anmerken, dass mich der Konsum von Fleisch erstens glücklich macht. Zweitens würde es die meisten Tiere gar nicht geben, wenn man sie nicht speziell für den Verzehr züchten würde. Das ist uns schon klar, oder?

Apropos oberösterreichisches Gstanzl. Der Tageszeitungssimulation "Österreich" entnehme ich gerade eine tragische Geschichte: Ausgerechnet der weiß Gott nicht genussfeindlich wirkende ehemalige Bundesgeschäftsführer der SPÖ mit Namen Josef Kalina vermochte es neulich nicht, eine Portion Wiener Schnitzel im Wiener Bröselteppich- und Fleischsiederparadies Plachutta ohne fremde Hilfe zu inhalieren. Er bestellte einen zweiten Teller für seine Frau. Der wurde ihm vom Kellner verweigert. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Alufolie und Mitternachtsjause

Hier drängen sich Fragen auf: Warum darf sich Josef Kalinas Frau nicht selbst ein Schnitzel bestellen? Weshalb kann Joe Kalina nicht einfach eine Alufolie ordern, wenn die Augen wieder einmal größer waren als der Mund? Ist eine Alufolie zu wenig nachhaltig? Ich würde mich jedenfalls daheim über eine Mitternachtsjause freuen.

Auf Twitter beschwerte sich Kalina außerdem, dass man sich über füllige Frauen mit diesem geringen Appetit nicht lustigmachen würde. Josef Kalina ist füllig. Die dünnen und dicken Frauen, die ich kenne, schaffen alle eine Portion Schnitzel auf den ersten Sitz. Die SPÖ ist in der Krise. Iss was Gscheit's! (Christian Schachinger, 30.10.2019)