Deutsch Nationale Burschenschafter festlich gestimmt.

Foto: Robert Parigger

In dem Bericht der FPÖ-Historikerkommission, dessen Endversion soeben von Parteiobmann Norbert Hofer studiert wird, ist den deutsch-völkischen Burschenschaften und ihren Verflechtungen mit der FPÖ – trotz anderslautender Absichtserklärungen – kein eigenes Kapitel gewidmet. Das löste heftige Kritik aus, denn der eigentliche Anlass für die Aufarbeitung der Parteigeschichte war ein Liederbuch der Burschenschaft Germania, das zutiefst verstörende Textzeilen enthielt. Stellvertretender Obmann dieser Burschenschaft war eine Zeitlang der niederösterreichische Spitzenpolitiker Udo Landbauer.

Der Aufstieg der deutschnationalen Burschenschafter innerhalb der FPÖ ging auf Heinz-Christian Strache zurück, der selbst ein Korporierter ist. Man könnte nun eigentlich annehmen, dass dieser Aufstieg in der Ära nach ihm und der FPÖ-Wahlniederlage im September 2019 enden werde.

Doch ein informierter Blick auf den aktuellen Parlamentsklub zeigt etwas anderes: Wie der Politikwissenschafter Bernhard Weidinger von der Forschungsgruppe Ideologie und Politiken der Ungleichheit (Fipu) eruiert hat, ist der Anteil der Burschenschafter höher denn je: Von den 30 Nationalratsabgeordneten sind laut Weidinger, Autor des Standardwerks über die Burschenschafter nach 1945, nicht weniger als zehn bei einer deutschnationalen Verbindung (also 33 Prozent). Dazu kommen zwei völkisch Korporierte, macht insgesamt 40 Prozent.

Straches Vorgänger Jörg Haider hatte in den 1990er-Jahren den Einfluss der Burschenschaften zurückgedrängt, was sich auch an ihrem damals geringen Anteil im FPÖ-Parlamentsklub zeigte.

17 Prozent unter Jörg Haider

1999 waren von 52 FPÖ-Mandataren gerade einmal drei (knapp sieben Prozent) bei einer Burschenschaft. Mit weiteren völkisch Korporierten (also Mitgliedern etwa in Sängerschaften, Landsmannschaften oder ähnlichen Korporationen), kommt man auf neun Nationalratsabgeordnete (17 Prozent).

Unter der Obmannschaft Straches änderte sich dies. Die "stille Machtergreifung" (Hans-Henning Scharsach) der Burschenschafter in dieser Zeit hing zum einen mit der Sozialisation des Chefs selbst zusammen: Bereits mit 15 Jahren wurde Strache Mitglied der schlagenden deutschnationalen Schülerverbindung Wiener pennale Burschenschaft Vandalia.

Der Vormarsch der Korporierten war aber wohl auch einem Personalproblem geschuldet: Akademiker sind im rechten politischen Milieu nicht zuletzt in akademischen Burschenschaften zu finden. Dementsprechend stieg deren Anteil im FPÖ-Parlamentsklub steil an. Von den 51 Mandataren der FPÖ nach den Wahlen waren 16 Burschenschafter (31 Prozent), dazu kamen vier anderweitig völkisch Korporierte – macht gesamt 39 Prozent.

Der nun fortgesetzte Vormarsch der Burschenschafter innerhalb des FPÖ-Parlamentsklubs ist freilich nicht verwunderlich: Auch Norbert Hofer ist einer von ihnen, als Ehrenmitglied der pennal-conservativen Burschenschaft Marko-Germania zu Pinkafeld. Und anders als Strache trat er dieser Korporation nicht als Teenager bei, sondern im reifen Alter von 37 Jahren – und wird sich also schon etwas dabei gedacht haben. (Klaus Taschwer, 30.10.2019)