Activision
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Ein Terroranschlag am Picadilly Circus und der Spieler mittendrin. Bei Call of Duty: Modern Warfare lässt Hersteller Activision immer wieder die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Die Guten, das sind die US-Amerikaner. Die Bösen, das sind die Russen, Terroristen und Milizen. Als Retter aus dem Westen schießt man sich durch abwechslungsreiche Missionen und wird regelmäßig mit Schockbildern konfrontiert. Dort werden Zivilisten abgeschlachtet, da Unbeteiligte gequält und aufgehängt. Diese Bilder lassen einen nur kurz verharren, da die nächsten Bösewichte gleich um die Ecke kommen und mit einem Kugelhagel eingedeckt werden müssen.

Es hat wohl einen Grund, wieso bei Black Ops 4 gar keine Kampagne mehr dabei war. Beim 15. Ableger der Shooter-Serie konnte man sich lediglich dem Multiplayer-Modus hingeben. Und auch wenn die Kampagne bei Modern Warfare mit durchaus unterhaltsamen und diversen Missionen überzeugen kann, bleibt noch immer dieser schale Beigeschmack des Storytellings. Durchgehend ist man mit menschlichem Leid und Tragödien konfrontiert, die einen aber nach kurzer Zeit kaltlassen. Die wie Filmkulissen wirkenden Schauplätze und stereotypen Figuren lassen einfach keine Emotionen zu.

Ansonsten ist Call of Duty: Modern Warfare prinzipiell ein sehr guter First-Person-Shooter. Entwickler Infinity Ward hat überall brav die Hausaufgaben verrichtet. In puncto Grafik und Soundtrack hat man tolle Arbeit geleistet. Mit guten Kopfhörern wird man in das Geschehen perfekt hineingezogen und hört bei engen Gefechten Kugeln an einem vorbeiflitzen. Auch bei der Waffenauswahl gibt man sich keine Blöße.

Hat man sich einmal an der Kampagne sattgespielt, kann man auch sofort zum Multiplayer-Part übergehen. Dort kann sich der Spieler bei durchaus flotten und unterhaltsamen Spielen austoben. Die Spielkarten sind unterschiedlich groß und bieten eine entsprechende Intensität – riesige Schlachtfelder in Battlefield-Manier darf man sich bei Modern Warfare aber nicht erwarten. Die verschiedenen Spielmodi machen trotzdem großen Spaß. Die Lernkurve ist bei Modern Warfare auch durchaus steil. Der Shooter verzeiht nun weniger und erfordert vermehrt taktisches Vorgehen und Zusammenspiel.

Call of Duty

Was ist gelungen?

Technisch und auch hinsichtlich des Umfangs übertrifft Call of Duty: Modern Warfare die Anforderungen an einen modernen First-Person-Shooter. Grafisch zählt es durchaus zu den Hinguckern des Jahres, und auch der Soundtrack kann sich sehen lassen. Mittlerweile muss man auch lobenswert erwähnen, dass Activision (noch) auf etwaige Pay2Win-Mechaniken verzichtet und auch keine Lootboxen integriert hat.

Gelungen ist Infinity Ward auch der Multiplayer-Aspekt des Spiels. Der x-te Battle-Royale-Modus ist nicht dabei, dafür aber schnelle und durchaus fordernde Modi. Mit den größeren Spielkarten will man nun auch Battlefield-Fans aufs eigene Schlachtfeld locken, während man gleichzeitig CoD-Veteranen mit kompakten Kampfplätzen entgegenkommt.

Was ist weniger gelungen?

Auch wenn der Entwickler immer wieder betont, dass die Handlung und Schauplätze rein fiktional sind und nichts mit der Realität zu tun haben, wird bei dem Werk der Westen zum großen Helden stilisiert. So schreckt man auch nicht vor einer alternativen Geschichtsschreibung zurück. Luftangriffe auf Straßen zwischen Kuwait und Basra im Jahr 1991, die den Namen "Highway of Death" erhielten, werden etwa den Russen zugeschrieben, obwohl die USA dafür verantwortlich waren.

Die stereotypen Figuren und leblosen Szenerien sorgen außerdem dafür, dass man sich irgendwann kaum mehr für die Handlung interessiert und den gut gemachten Zwischensequenzen keine weitere Beachtung schenkt. Die Gräuel des Krieges mitsamt den schrecklichen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung werden zum Nebenschauplatz. Hauptsache, die Lunte brennt und der Gegner liegt.

Fazit

Call of Duty: Modern Warfare bietet anfangs eine durchaus unterhaltsame Kampagne, die durch das schwache Storytelling jedoch schnell an Spannung verliert. Kriegs- und Terrorschauplätze verkommen schnell zu Ballerbuden, bei denen der Westen der große Held ist.

Dass man bei dem Multiplayer keinerlei Handlung ausgesetzt ist, muss fast schon als Pluspunkt gewertet werden. Dort erwartet den Spieler schnelle, herausfordernde und spaßige Modi sowie gelungene Spielkarten. Modern Warfare ist summa summarum ein guter Shooter, aber halt immer noch ein Call of Duty. (Daniel Koller, 30.10.2019)