Aus den beiden Konzerne soll ein weltweit führendes Unternehmen werden

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Um die notwendigen Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und autonomes Fahren stemmen zu können, brauchen viele Hersteller neue Partner.

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Paris / Turin – In der Autobranche bahnt sich eine Elefantenhochzeit an. Der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler (FCA) und der französische Konkurrent Peugeot Citroën (PSA) wollen einen neuen Giganten schmieden. In der Nacht auf Donnerstag geben die Verwaltungsräte beider Autobauer grünes Licht, das Vorhaben weiter voranzutreiben, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Fiat Chrysler sucht schon länger einen Partner, eine angepeilte Fusion mit Renault war zuletzt aber gescheitert.

Die beiden Konzerne wären der drittgrößte Autobauer weltweit geworden. Eine Fusion mit PSA hätte vor allem für die Franzosen Charme: Sie könnten auf dem US-Markt Fuß fassen – und Synergieeffekte generieren. PSA-Chef Carlos Tavares gilt als harter Sanierer. Die Getriebe- und Motorenfabrik von Opel in Wien-Aspern spürt das seit der Übernahme durch PSA schmerzlich. Ein Drittel der 1200 Stellen in Aspern wurde gekappt.

Eine Branche unter Druck

Gute Nachrichten sind in der weltumspannenden Automobilindustrie derzeit aber ohnehin eher rar. Auch wenn die Leute ihre Autos lieben und sich das nicht schnell ändern wird – immerhin gibt es derzeit so viele zugelassene Autos wie nie zuvor. Die Branche steht unter hohem Druck. "Zollkriege, das Einbrechen des wichtigsten, des chinesischen Markts, Jobabbau bei Zulieferern, politisch gewollte, aber noch teure Elektroautos", so fasste der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer die Herausforderungen jüngst bei einem Vortrag in Wien zusammen. Seine Schlussfolgerung ist nicht ganz neu: Die Branche muss sich neu erfinden. Dazu kommen für viele Autobauer Altlasten aus dem Dieselskandal.

Einen Beweis hätte es dafür nicht gebraucht. Doch wie ernst die Lage ist, zeigen auch die allerneuesten Nachrichten aus der Branche. "Das Beste der Party ist vorbei", sagte Frank Witter, Finanzvorstand bei Volkswagen, anlässlich der Präsentation des Quartalsergebnisses in Wolfsburg. Der deutsche Autokonzern steigerte den operativen Gewinn im dritten Quartal zwar um zwei Drittel auf 4,5 Milliarden Euro, die Prognose für die Auslieferungen dämpfte das Management angesichts der weltweit flauen Autokonjunktur allerdings. Statt eines leichten Anstiegs sollen heuer so viele Autos wie im Vorjahr verkauft werden.

Die Wolfsburger gehen davon aus, dass die Fahrzeugmärkte in vielen Regionen der Welt schneller zurückgehen als bis dato gedacht. Dabei wurden die Prognosen ohnehin schon eingedampft. Bereits im ersten Quartal gingen die Absatzzahlen der 18 globalen Autobauer im Durchschnitt um 5,5 Prozent auf 19,1 Millionen Pkws zurück, errechnet der deutsche Experte Stefan Bratzel. Im zweiten Quartal verstärkt sich der Trend. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten glänzte VW von Juli bis September mit robusten Verkaufszahlen. Jetzt mischt sich zunehmend Skepsis in die Prognosen. Gut möglich, dass die mittelfristigen Ziele angepasst werden müssen, so Witter. Auch für einen kraftstrotzenden Konzern wie Volkswagen wenig erbaulich.

Magere Jahre

Magere Jahre prognostizieren Experten der Branche noch länger. Renditen und Gewinne bei den meisten Herstellern würden sich in den nächsten Jahren auf niedrigerem Niveau einpendeln, schätzt Bratzel. Für die Autobauer bedeutete das in Zeiten, in denen die Unsicherheit in Sachen Zukunft der Mobilität an sich, aber auch hinsichtlich technologischer Entwicklungen hoch ist: entweder man fusioniert oder kooperiert. Die nächste Konsolidierungswelle ist nun also mit den Fusionsgesprächen von Peugeot und Fiat auch schon eingeläutet. Ob es der Höhepunkt einer Bereinigung ist, die die Branche seit langem prägt, bleibt abzuwarten. (rebu, 30.10.2019)