Der FPÖ-nahe Historiker Lothar Höbelt spricht bei einer Tagung, die vom rechtsextremen Institut für Staatspolitik mitorganisiert wird.

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Wien – Lothar Höbelt ist außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Wien und dafür bekannt, seine rechten politischen Ansichten öffentlich zu zeigen. Ende November wird er dazu vermutlich eine weitere Gelegenheit erhalten: Auf der FPÖ-nahen Herbstakademie, die zum Thema "Volk" stattfindet, wird er als "altgediente Koryphäe" sprechen.

Organisiert wird die Veranstaltung vom Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark (FAV) und dem Institut für Staatspolitik (IfS), dessen Gründer Götz Kubitschek als eine der einflussreichsten Figuren der modernen Rechten gilt. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) stuft beide Organisationen als rechtsextrem ein. Die FPÖ bezeichnete den FAV in der Vergangenheit als eine ihrer Vorfeldorganisationen. Laut Website der Veranstalter ist der Grazer FPÖ-Gemeinderat Herbert Sickl für die Anmeldungen zuständig. Er war auch der Vermieter der Identitären-Zentrale in Graz.

Studenten fordern Entlassung

Laut dem Vorsitzteam der Hochschülerschaft (ÖH) an der Universität Wien hat sich Höbelt in seinen Lehrveranstaltungen unter anderem positiv auf Göring-Zitate bezogen und das Wiederbetätigungsgesetz infrage gestellt. Im Jahr 1998 relativierte er die Thesen des damals per Haftbefehl gesuchten und mittlerweile wegen Wiederbetätigung verurteilten Holocaust-Leugners David Irving als "historische Diskussionen".

Laut "Profil" soll Höbelt in einer seiner Vorlesungen auch gesagt haben, dass die "Waffen-SS anfangs nichts anderes war als die Kinderfreunde der SPÖ". Auch an einer Festschrift für Irving soll er mitgeschrieben haben. Außerdem verfasst er regelmäßig Beiträge für rechtsextreme Publikationen.

Uni Wien schweigt

Die Studentenvertreter zeigen sich in einer Aussendung empört: "Es ist eine Schande für eine österreichische Universität, Rechtsextreme anzustellen", sagt Jasmin Chalendi (VSStÖ) vom ÖH-Vorsitzteam. Die kommunistische Fraktion der ÖH, der KSV-LiLi, fordert Höbelts Entlassung. Die FPÖ reagiert empört und spricht von "Meinungsfaschismus" an der Universität. Zudem fordert sie die Abschaffung der ÖH in ihrer jetzigen Form.

Höbelt ist im Umfeld der FPÖ äußerst aktiv. Er war einst Berater der Partei und Mitautor des Parteiprogramms von 1997. Außerdem ist er Mitautor des FPÖ-Historikerberichts, der bis heute nicht zur Gänze veröffentlicht wurde.

Die Universität will sich zum konkreten Fall nicht äußern und verweist auf ihre allgemeinen Werte, die sich gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung richten. Meinungsfreiheit sei "ein hoher Wert für den akademischen Diskurs", aber alle Angehörigen der Universität seien aufgefordert, sich für eine freie und offene Gesellschaft einzusetzen, so die Universität. (red, APA, 30.10.2019)