Ein durchwachsener Herbst für den FC Hollywood.

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Bochum – Ein angefressener Trainer Niko Kovac zählte seine Mannschaft an, der frustrierte Kapitän Manuel Neuer stellte die Charakterfrage: Nach der unterirdischen Leistung beim Glückssieg im DFB-Pokal herrschte bei Bayern München Alarmstufe Rot.

"Wenn alle das machen, was der Trainer sagt, dann funktioniert es", sagte Kovac nach dem glücklichen 2:1 (0:1)-Erfolg beim VfL Bochum. Was als Lob für die engagierte Leistung des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten gedacht war, konnte auch als Vorwurf an seine Stars verstanden werden – zumal Kovac nach der verhinderten Blamage nachlegte.

In der ersten Halbzeit habe man "ein Fehlpassfestival" gesehen, welches "ganz klar mit der Einstellung zu tun" habe. Seine Mannschaft habe viel "zu abwartend, zu passiv" gespielt: "Dann kommst du in keinen Zweikampf, dann läufst du der Musik hinterher."

Wer grottenschlecht war

Von seiner Kritik wollte der Kroate "keinen ausnehmen." Doch einige Spieler dürfte Kovac bei seinen mit starrer Miene vorgetragenen Worten besonders im Kopf gehabt haben. Corentin Tolisso, Ivan Perisic und lange Zeit auch Thiago boten eine grottenschlechte Leistung. Auch die Nationalspieler Joshua Kimmich und Serge Gnabry standen meist völlig neben sich.

"Das war in der ersten Halbzeit richtig traurig und enttäuschend. Wir sind mit einer Schramme davongekommen, trotzdem müssen wir darüber nachdenken, wie wir uns präsentieren", sagte Nationaltorhüter Neuer und nahm seine Mitspieler in die Pflicht: "Wir brauchen nicht über einzelne Spieler, das System oder den Trainer reden. Wir brauchen nicht nach Ausreden suchen, sondern jeder muss bei sich selbst anfangen."

Für die kommenden Wochen mit den schweren Bundesligaspielen bei Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr/Sky und ZDF) und gegen Vizemeister Borussia Dortmund forderte Neuer, der am Mittwoch den Verdienstorden des Landes NRW erhielt, "eine andere Leistung" und die richtige Einstellung: "Charakterlich war es in der ersten Halbzeit nicht so, wie es sich im Pokal gehört."

Das leere Blatt

Einmal in Fahrt ließ sich Neuer bei seiner schonungslosen Analyse auch nicht mehr stoppen. "Schreib einfach FC Bayern drüber. Dann ein leeres Blatt, das beschreibt unsere Leistung am besten", schlug der 33-Jährige einem Journalisten vor.

Hätten Gnabry (83.) und der eingewechselte Thomas Müller (89.) mit ihren späten Treffern das Spiel nach dem Eigentor von Alphonso Davies (36.) nicht gedreht, wäre die Herbstkrise beim Rekordpokalsieger noch viel größer. Doch auch so ist der Status quo äußerst bedenklich.

Das Verhältnis zwischen Kovac und dem Team scheint gestört. Klare Abläufe sind nicht erkennbar. Die Abwehr wackelt, in der Offensive mangelt es an Kreativität. Einzig auf die individuelle Klasse in einigen Situationen können sich die Münchner verlassen. (sid, red, 30.10.2019)