Die Waffenruhe in Nordsyrien, erreicht durch den Rückzug der syrisch-kurdischen YPG-Milizen, ist äußerst prekär. Türkische Kommandanten widersprechen den russischen Versicherungen, keine YPG würden sich mehr in einem 30 Kilometer breiten Streifen entlang der türkischen Grenze aufhalten – und sind jederzeit feuerbereit. Das russische Arrangement, in dem die Assad-Armee Sicherungsaufgaben übernimmt, bringt außerdem türkische und syrische Truppen gefährlich nah aneinander.

Patrouillen in der syrischen Provinz Hasakeh.
Foto: APA/AFP/DELIL SOULEIMAN

In den vergangenen zwei Wochen wurden in Nordsyrien völlig neue Fakten geschaffen. Sie kommen zu einem hohen Preis für die lokalen Kurden, die ihre autonome Verwaltung verloren haben. Paradoxerweise wurden jedoch gleichzeitig neue Voraussetzungen für einen politischen Prozess, der am Donnerstag in Genf nach langer Pause wieder aufgenommen wird, geschaffen. Denn es gibt als Arbeitsgrundlage nun einen türkisch-russischen Deal, einen zwischen Kurden und Damaskus und sogar eine Grundlage für eine spätere politische Annäherung zwischen Assad und der Türkei.

Die USA sind raus, sein Abzugversprechen zu halten war Präsident Donald Trump wichtiger als alles andere. Immerhin haben sie ihr Verhältnis zum Nato-Partner Türkei halbwegs gerettet. Aber für eine diplomatische Lösung, den Wiederaufbau und die Normalisierung werden sie trotzdem gebraucht. Das gilt auch für die EU. (Gudrun Harrer, 30.10.2019)