Just in der Halloween-Nacht, die mittlerweile auch in Österreich gefeiert wird und in der Menschen als Skelette und Geister verkleidet durch die Lokale ziehen, tritt um Mitternacht das Rauchverbot in Kraft. In Restaurants, Bars, Diskotheken, Beisln und Kaffeehäusern darf ab 1. November nicht mehr geraucht werden. Der Weg dorthin war steinig und zog sich über Jahre.

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Bei Nichteinhaltung des Tabak- und Nichtraucherschutzgesetzes sind die Strafen nun aber gesalzen: Für Betriebe liegt die Strafhöhe bei Erstanzeige bis zu 2000 Euro. Bei Wiederholungstäterschaft sind bis zu 10.000 Euro fällig. Auch Gäste sind strafbar. Für widerrechtlich Rauchende sind beim ersten Mal bis zu 100 Euro fällig, im Wiederholungsfall bis zu 1000 Euro.

Begrüßt wird das Rauchverbot von Sophie Meingassner, Leiterin des Rauchfrei-Telefons, einer Einrichtung der Gebietskrankenkassen. Die Regelung bewirke, dass Jugendliche seltener mit dem Rauchen anfangen, Raucher aufhören und jene, die aufgehört haben, weniger rückfällig werden, fasst sie zusammen. Ein niedriger Anteil an Rauchern sei die Folge.

Fast ein Drittel Raucher

Österreich hat hier Aufholbedarf. Vor allem bei den Jugendlichen und Frauen liegt es im europäischen Spitzenfeld. Zu 24 Prozent regelmäßigen Rauchern kommen laut der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 sechs Prozent Gelegenheitsraucher dazu, insgesamt raucht also nahezu ein Drittel aller Österreicher. Bei Männern liegt der Anteil der regelmäßigen Raucher bei 26 Prozent, bei Frauen bei 22 Prozent. Jugendliche im Alter von 17 Jahren rauchen zu 29 Prozent (Mädchen) bzw. 25 Prozent (Buben).

Welche Schäden können durch das Rauchverbot abgewendet werden? Sowohl Passivraucher als auch Raucher sind von Folgeerkrankungen betroffen. "Es gibt kein Organ des Körpers, das nicht vom Rauchen geschädigt wird", so Meingassner.

Das Rauchverbot ermögliche auch eine neue Vorbildwirkung: "Rauchfreiheit ist künftig die Norm", die es Jugendlichen erleichtere, rauchfrei zu bleiben.

Doch gilt es laut Meingassner weitere Maßnahmen zu treffen. So gebe es Aufholbedarf bei rauchfreien Arbeitsplätzen, und auch bei der Preisgestaltung sieht sie Luft nach oben. Die Kosten für Zigaretten bezeichnet Meingassner als sehr niedrig, mindestens sieben Euro pro Packung wären geboten, um Konsumenten abzuschrecken. Derzeit sind je nach Marke in Österreich zwischen 4,80 und 5,90 Euro fällig.

Rauchfreier November

Und ist die Gesetzesänderung ein guter Anlass, um mit dem Rauchen aufzuhören? Meingassner findet ja. Viele Raucher seien ohnehin nicht zufrieden mit dem eigenen Rauchverhalten. Das Rauchfrei-Telefon startet daher einen Aktionsmonat, den "rauchfreien November". Ziel ist es, zu motivieren, den Rauchstopp in Angriff zu nehmen oder zumindest eine Rauchpause einzulegen.

Von der Umstellung betroffen sind vor allem Lokalbetreiber. Viele Gastronomen fürchten um ihre Existenz, andere freuen sich über die neue Rauchfreiheit (siehe Beispiele unten). Kritik am Rauchverbot üben vor allem die Nachtgastronomen, die Anrainerbeschwerden fürchten, wenn sich rauchende Besucher vor den Lokalen aufhalten. Sie wollten das neue Gesetz per Verfassungsklage zu Fall bringen, scheiterten allerdings.

Offen sind Klagen von Betreibern von Shisha-Bars, die eine Ausnahme erreichen wollen. Mit einer Entscheidung wird nicht vor 2020 gerechnet. (Rosa Winkler-Hermaden, 31.10.2019)

Lokalbetreiber über die Gesetzesänderung:

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Der nichtrauchende Pionier unter den Bregenzer Wirten

Bei Stephen Bolter in der Bregenzer Café.Bar Cuenstler auf dem Kornmarkt wurde noch nie geraucht. Vor zwölf Jahren, als er sein Lokal eröffnete, war Bolter ein Pionier unter den Wirten. Er war der Einzige weit und breit, der sich getraut hat, eine Bar ohne Rauch zu eröffnen.

Er kam aus der Klubszene, war nächtelang im Qualm gestanden. Das wollte er im eigenen Lokal weder sich noch seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zumuten. "Kann nicht gutgehen", unkte die Konkurrenz in Bregenz. Ging aber gut. Das Cuenstler hat einen fixen Platz in der Bregenzer Szene. Gegenüber von Kunsthaus und Theater gelegen, zieht es Kunstschaffende und Intellektuelle an.

"Schon ziemlich lächerlich" findet Bolter die lange Entscheidungsfindung in Österreich. "Seit ich das Lokal habe, wurden wir von der Politik mit einer Wischiwaschi-Lösung nach der anderen konfrontiert." Er habe Verständnis für die Branchenkollegen, die sich aufregen, weil sie in ihre Lokale investiert haben.

Für ihn passt das Rauchverbot, weil es für alle gelte und Klarheit schaffe. Wäre er Politiker, hätte er es aber anders gemacht. "Die Gastronomen frei entscheiden lassen. Nicht bestrafen, sondern denen, die Nichtraucherlokale haben, Steuererleichterungen geben." Das hätte auch gewirkt, meint der Wirt. (jub)

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Für die Salzburger Zazi-Bar war das Verbot ein Nullsummenspiel

Bei uns wird seit Mai 2018 nicht mehr geraucht", sagt Lyèce Mekhoukh-Burow. Er betreibt im Salzburger Stadtteil Schallmoos seit 2014 eine Musikbar; zuerst das legendäre Plan B, heute die Zazi-Bar. Der Termin sei kein Zufall gewesen, das wäre der ursprüngliche Termin für das Rauchverbot gewesen, hätte es Schwarz-Blau nicht in letzter Sekunde gekippt, sagt Mekhoukh-Burow.

Er und andere Lokale im Andräviertel seien dann einfach bei dem Rauchverbot geblieben. In erster Linie der eigenen Gesundheit wegen, vielleicht aber auch ein bisschen aus Justament gegen die FPÖ-Politik. Wobei Live-Konzerte immer schon qualmfrei waren, nicht zuletzt aus Rücksicht auf die Musiker und Musikerinnen.

Für sein Lokal war die Entscheidung ökonomisch ein Nullsummenspiel: "Einige sind nicht mehr gekommen", andere seien hinzugekommen. Die meisten seien einfach geblieben, Raucher wie Nichtraucher.

Dass verstärkt vor dem Lokal geraucht wird, ist in der Zazi-Bar auch kein Problem. Hier an der Felswand des Kapuzinerbergs gibt es keine Nachbarn. Wobei Mekhoukh-Burow Branchenkollegen kennt, die zunehmend von Problemen mit genervten Nachbarn berichten. Da müsste der Magistrat ein wenig flexibler agieren und Flugdächer oder Ähnliches als Lärmschutz unbürokratischer bewilligen. (neu)

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Das Hohe Haus kam der Eisenstädter Wirtin zu Hilfe

Schon im heurigen Frühjahr hat sich Annamaria Kasparek dazu entschlossen, ihr Café Landhaus rauchfrei zu machen. Sie wusste nur nicht, wie sie das ihren rauchenden Gästen beibringen sollte, ohne sie zu vergrämen. Dann aber kamen Ibiza und das freie Spiel der parlamentarischen Kräfte. Und das Hohe Haus half der Eisenstädter Wirtin aus der Bredouille.

"Ich habe früher selber geraucht. Aber selbst da war es mir manchmal zu viel." Tatsächlich war die Luft im kleinen Café zuweilen zum Schneiden. Ein Gutteil der Gäste sind Beamte aus dem gegenüberliegenden Landhaus. Das ist rauchfrei. Bei der Frau Wirtin wurde also auch das Nikotindefizit abgebaut. "Ich hätte eine viel bessere Entlüftung gebraucht." Oder eben das Rauchverbot. Der Edelwinzer Hans Nehrer – das unscheinbare Café Landhaus verfügt über eine beeindruckende Weinkarte – stellte zwei ausgemusterte Barriquefässer zur Verfügung. Versehen mit Heizschwammerln soll daraus nun ein halbwegs winterfestes Rauchereck vorm Lokal werden.

Die Botschaft hören die Pofler wohl. Allein, noch fehlt es ihnen an Glauben. Aktiv kontrolliert wird das Rauchverbot im Burgenland ja nicht. Die Wirtin hofft auf die – in Landhausnähe wohl ausgeprägte – Gesetzestreue. Und mit ihr ein paar Nichtraucher, die es inmitten des Nebels ja auch angeblich gegeben hat. (wei)

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Angst vor den Tiroler Behörden und Klagen der Anrainer

Dem Chef eines Tiroler Nachtclubs bereitet das Rauchverbot Kopfzerbrechen. Er will nicht namentlich genannt werden, weil er fürchtet, ins Visier der Behörden zu geraten. Denn die Umsetzung des Verbots werde in seinem Betrieb schwierig: "Wir werden es versuchen. Aber wie sollen wir verhindern, dass heimlich auf der Tanzfläche geraucht wird? Dazu haben wir nicht genug Personal."

Ein weiteres Problem sei der Lärm vor der Tür. Künftig müssen die Gäste seines Nachtlokals auf der Straße rauchen, und der Club liegt mitten im Stadt-, also auch Wohngebiet. "Was uns verunsichert, ist die Möglichkeit für Anrainer, zivilrechtlich gegen uns vorzugehen, wenn wir ihre Nachtruhe stören", sagt der Gastronom. Dadurch könnte eine Änderung der Öffnungszeiten erwirkt werden: "Das wäre das Aus für uns." Zudem könnten Mitbewerber mittels Klagen unliebsamen Konkurrenten das Leben schwermachen, fürchtet er.

Insgesamt steht der Wirt dem Rauchverbot positiv gegenüber. Allerdings stört ihn, dass eine pauschale Regelung über alle gestülpt wird: "Ein Nachtclub ist kein Restaurant. Der Jugendschutz fällt bei uns weg, weil die sowieso nicht reindürfen." Und er hätte sich vorab mehr Aufklärung gewünscht: "Außer einer kurzen E-Mail von der Wirtschaftskammer gab es nichts. Wir mussten uns alles zusammensuchen." (ars)