Aktienkurse statt Sparbuch. Wer der Nullzinsfalle entkommen will, muss sich trauen, Alternativen zu versuchen.
Foto: Heidi Seywald

Der Begriff des "Weltspartags" ist für Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, "eine Provokation". Denn Sparen ist laut Boschan die Tragik der Zeit. Am Sparbuch sind für täglich fällige Einlagen 0,01 bis 0,1 Prozent zu holen – abzüglich der Inflation von 1,2 Prozent (September) ergibt auch das eine negative Rendite beziehungsweise einen Kaufkraftverlust. Österreichische Staatsanleihen werfen aktuell (umlaufgewichtet) eine Rendite von minus 0,47 Prozent ab.

Wer hingegen langfristig in den heimischen Leitindex ATX investiert hat, konnte im Schnitt eine Rendite von 6,4 Prozent verdienen. Hinzu kommt die Dividende, die für das Vorjahr mit 3,8 Milliarden Euro ein Rekordhoch erreicht hat. Boschan spricht sich einmal mehr dafür aus, dass Finanzbildung und ein steuerlicher Anreiz den Menschen helfen würden, am Kapitalmarkt Fuß zu fassen. Denn auf dem Weg zur Rendite führe kein Weg an einem Investment vorbei.

Eine Übersicht der Alternativen

·Anleihen Bei Anleihen stehen Anleger vor einem ähnlichen Problem wie beim Sparbuch: Soll die Schuldverschreibung sicher sein, wie bei vielen Staatsanleihen oder Papieren von sehr soliden Unternehmen, so gibt es keine oder sogar eine negative Rendite. Will man Zinsen lukrieren, muss man ein gewisses Risiko auf sich nehmen. Dieses kann in Form von Wechselkursen auftreten, wie bei sicheren und positiv verzinsten US-Staatsanleihen, oder als gewisses Ausfallsrisiko bei weniger soliden Emittenten.

·Aktien sind auf lange Sicht wohl die ertragreichste Anlageform. Allerdings unterliegen sie starken Kursschwankungen, weshalb die Veranlagungen auf viele Titel gestreut werden und ein entsprechend langer Veranlagungshorizont eingeplant werden sollte. Als Trostpflaster schütten ertragreiche Unternehmen jedoch einen Teil der Gewinne als Dividenden an die Aktionäre aus – was sich auf lange Sicht auch sehr förderlich auf den Gesamtertrag auswirken kann.

·Investmentfonds In klassischen, von Anlageprofis gemanagten Investmentfonds sind in der Regel Aktien, Anleihen oder eine Mischung beider enthalten. Damit unterliegen auch Fonds Kursschwankungen. Die Streuung auf viele Titel erfolgt dabei durch das Fondsmanagement, das sich diese Leistung auch durch Kosten und Spesen entsprechend vergüten lässt, was empfindlich am Ertrag des Fonds knabbern kann.

·ETFs Exchange Traded Funds (ETFs) sind zumeist sogenannte Indexprodukte, die starr die Entwicklung eines gewissen Aktienindex wie Dow Jones, Dax oder ATX nachzeichnen. Daher bilden diese auch fast exakt die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Börsenbarometers ab, inklusive dessen Kursschwankungen, die auch bei Indizes stark ausfallen kann. Der Vorteil: ETFs sind kostenseitig deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds.

·Zertifikate Eine Alternative, die sich jedoch nicht über einen Kamm scheren lässt, sind Zertifikate. Im Grunde handelt es sich dabei um Finanzwetten, die mit dem Emittenten, in der Regel eine Bank, abgeschossen werden. Zertifikate gibt es in allen Risikoklassen – also von totalem oder zumindest teilweisen Kapitalschutz bis zu hochspekulativen Knock-out-Produkten, bei denen auch ein Totalverlust möglich ist. Wie immer gilt die Faustregel: Je höher die Gewinnmöglichkeit, desto höher ist auch das mögliche Verlustrisiko.

·Gold Einen Totalverlust brauchen Anleger bei Gold jedenfalls nicht zu befürchten – vielmehr schätzen viele Anleger das Edelmetall als sicheren Hafen in Krisenzeiten. Kurzfristig ist der Preis ebenfalls starken Schwankungen unterworfen, langfristig gilt Gold jedoch als Schutz vor Inflation. Dividenden gibt es freilich keine.

·Bitcoin Auch der Besitz der Kryptowährung Bitcoin wird nicht mit Ausschüttungen belohnt. Gute Nerven werden angesichts der heftigen Kursausschläge jedoch dringend empfohlen. (Bettina Pfluger, Alexander Hahn, 3.11.2019)