Die noch amtierende Tiergartendirektorin Dagmar Schratter und ihr Nachfolger Stephan Hering-Hagenbeck besuchten am Mittwoch die Schönbrunner Pinguine.

Foto: APA / Robert Jaeger

Mit Stephan Hering-Hagenbeck als neuem Direktor des Tiergartens Schönbrunn kehrt der klingende Name einer deutschen Tierpark-Dynastie nach Wien zurück. Der 52-jährige Biologe wird am 1. Jänner 2020 die Nachfolge von Dagmar Schratter antreten, die dann nach 13 Jahren als Direktorin des ältesten Zoos der Welt den Ruhestand antritt.

Der 52-jährige Stephan Hering-Hagenbeck wird Dagmar Schratter als Zoodirektor folgen. Der Hamburger ist Biologe und sich der Verantwortung für das kulturelle Erbe Wiens bewusst, wie er sagt.
ORF

Der Doppelname des neuen Chefs klingt zwar urhamburgisch, geboren wurde er als Stephan Hering aber 1967 in Frankfurt am Main. Mit wilden Tieren, die man in unseren Breiten nur aus Tiergärten kennt, hatte er seit frühester Kindheit zu tun. Als er fünf war, übersiedelten seine Eltern nach Südafrika. "Meine erste Schlange hatte ich mit sechs", erinnert er sich. Später studierte er Biologie in Berlin und Paris.

Familienstreit vor Gericht

Während der Zeit an der Berliner Humboldt-Universität lernte er seine Frau Bettina Hagenbeck kennen, die ebenfalls Biologie studierte. 1995 fand die Hochzeit statt, das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn.

Bettina Hagenbeck entstammt der berühmten Hamburger Tiergarten- und Zirkusfamilie, die heute immer noch den Tierpark in der Hansestadt betreibt. Stephan Hering-Hagenbeck stieg vor zwanzig Jahren in das erfolgreiche Familienunternehmen ein und war schon Geschäftsführer und zoologischer Direktor. Nach einem vor Gericht ausgetragenen Streit innerhalb der Hagenbeck-Dynastie wird der Hamburger Tierpark heute von seiner Gattin Bettina und deren Cousine Friederike Hagenbeck geführt.

Zirkus in Wien

Die Hagenbecks waren in Wien schon einmal eine fixe Größe, zeigt ein Blick in die Annalen. Carl Hagenbeck, Fischhändler und Gründer des Hamburger Tierschau-Imperiums, übernahm in den 1920er-Jahren in der Leopoldstadt das mächtige, zwölfeckige Zirkusgebäude, das der deutsche Unternehmer Ernst Jakob Renz 1859 hatte errichten lassen. Bis zu einem Brand 1930 blieb der Zirkus eine Wiener Attraktion. Ein neuerlicher Versuch Hagenbecks, in der renovierten Arena die Wiener mit Artisten und wilden Tieren zum Staunen zu bringen, wurde durch Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1956 ließ die Stadt die Ruine abreißen und einen Gemeindebau errichten. Geblieben ist der Straßenname: Zirkusgasse.

Im Tiergarten Schönbrunn will Hering-Hagenbeck als Erstes ein neues Aquarienhaus verwirklichen. Seinen inoffiziellen Antritt absolvierte er am Mittwoch bei den Pinguinen und machte sich dort mit Fischhäppchen beliebt. (Michael Simoner, 30.10.2019)