Daniel Koller/DER STANDARD
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Foto: Daniel Koller/DER STANDARD

Einst ein Spottobjekt, sind Apples Airpods heute überall. Die Bluetooth-Kopfhörer haben den Markt in kürzester Zeit erobert und sich zum absoluten Besteller für das zweitwertvollste Unternehmen der Welt entwickelt. Drei Jahre nach ihrer Veröffentlichung hat Apple nun die Airpods Pro vorgestellt. 279 Euro kosten die Kopfhörer, bei denen einzelne Kritikpunkte ausgemerzt wurden, in die ein wenig "Apple-Magie" eingeflossen ist, deren größtes Manko aber weiterhin besteht.

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"Zahnbürstenaufsätze"-Look adé

Mittlerweile ist man den Anblick der "Zahnbürstenaufsätze" im Ohr ja gewohnt, trotzdem hat Apple der Pro-Variante der Airpods einen Look verliehen, der deutlich mehr an Kopfhörer erinnert. Die Stiele sind nun etwas kürzer und Kunstoff-Ohrstöpsel angebracht. Das bringt zweierlei Vorteile: Einerseits sitzen die Kopfhörer fester, andererseits wird der Ohrkanal abgedichtet, sodass Musik oder Podcasts nun nicht mehr durch Außengeräusche übertönt werden. In einer lauten Umgebung waren die Airpods ja teilweise unbenutzbar.

Passen die Ohrstöpsel eh?

Drei verschiedene Ohrstöpsel-Größen legt Apple bei. Um die richtige Auswahl treffen zu können, hat der Hersteller einen Test in iOS integriert, bei dem kurz Musik abgespielt und dann angezeigt wird, ob die Kopfhörer gut sitzen. Auch bei der weiteren Verwendung meldet sich das iPhone zu Wort, wenn die Airpods zwecks Abdichtung besser platziert werden müssen. Die Einrichtung der Kopfhörer ist ansonsten weiterhin kinderleicht: Das Case der Airpods Pro wird neben einem iPhone geöffnet und sogleich eine Verbindung mit dem Gerät hergestellt.

Drücken statt tapsen

Bedient werden die Kopfhörer nun nicht mehr mit einem Taps auf die Außenseite, sondern mit Druck auf die Stiele. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber nach kurzer Einübung sehr gut. Mit einem kurzen Druck wird die Musik etwa gestartet und gestoppt, mit zwei kurzen Drucks der nächste Song gestartet, und ein längerer Druck lässt die Kopfhörer zwischen Noise-Cancelling und dem Transparenz-Modus wechseln. Bei letzterer Einstellung werden Außengeräusche verstärkt, sodass man seine Umgebung auch mit den Kopfhörern im Ohr klar wahrnimmt.

Links die normalen Airpods, in der Mitte die Sony WF-1000XM3 und rechts die Airpods Pro.
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Endlich Ruhe

Die Geräuschunterdrückung der Airpods Pro ist gut bis sehr gut. Getestet wurde in einer U-Bahn, im Flieger, im Büro und zu Hause mit Musik im Hintergrund. Per Antischall werden Außengeräusche geblockt. Musik und Podcasts können nun auf mittlerer Lautstärke problemlos konsumiert werden, ohne dass Lärm den Hörgenuss mindert. Das Rad neu erfunden hat Apple freilich nicht. Gespräche oder plötzlich auftretende Geräusche werden weiterhin nicht geblockt, bei Flug- und U-Bahn-Lärm verrichtet das aktive Noise-Cancelling aber einen guten Dienst. Wer sich noch besser abschirmen will, muss zu Over-Ear-Modellen wie etwa den Bose 700 oder Sony WH-1000XM3 greifen.

Ein bisschen besserer Klang

Der Sound der Airpods Pro hat sich nur wenig verändert. Da die Kopfhörer nun tiefer angebracht werden, sind mehr Details und ein besserer Bass wahrzunehmen. Am besten beschreibt man den Klang wohl mit detailreich und warm, mit Schwächen bei den Tiefen. Einen ähnlich detaillierten und ausgewogenen Sound wie die WF-1000XM3 – die DER STANDARD aktuell ebenso testet – liefern die Airpods Pro aber nicht. Apple bietet auch nicht die Möglichkeit, am Klang der Kopfhörer per Equalizer herumzubasteln. Das sollen die Airpods Pro nämlich selbst übernehmen.

"It just works"

Die größte Stärke der Airpods Pro bleibt aber weiterhin die einfache Verwendung – und dass sie "einfach funktionieren". Man nimmt sie aus dem Case, steckt sie ins Ohr und hört drauflos. Die Airpods sitzen auch recht angenehm und können somit über einen längeren Zeitraum problemlos verwendet werden. Das "Zugestöpselt"-Gefühl, das man von manchen In-Ear-Kopfhörern kennt, hat man bei den Apple-Kopfhörern nicht.

Rund fünf Stunden am Stück möglich

Rund fünf Stunden Nutzung sollen die Airpods Pro ermöglichen, bevor man sie im Case aufladen muss. Im Test bei einem Langstreckenflug wurde die Herstellerangabe leicht übertroffen, erst nach fünfeinhalb Stunden waren die Kopfhörer leer. Aufgeladen wird das Case weiterhin per Lightning-Anschluss und leider nicht per USB-C. Ein drahtloser Ladevorgang mit Qi-Charging ist ebenso möglich.

Nach rund zwei Jahren ist ein Wechsel angesagt

Das größte Manko der Airpods Pro verbleibt allerdings, dass man sich bei häufiger Verwendung nach rund zwei Jahren neue Kopfhörer kaufen muss. Lässt man den Akku der Kopfhörer und des Cases wechseln, kostet das 165 Euro. Peilt man eine längere Nutzung an, kommt man an Apple Care im Grunde nicht vorbei, das 39 Euro kostet und einen einmaligen Akkuwechsel mit sich bringt, sodass man die Laufzeit der Airpods auf circa vier Jahre verlängern kann.

Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass sämtliche Bluetooth-Kopfhörer ähnlicher Art dieses Problem haben. Auch bei der Konkurrenz ist ein Akkuwechsel irgendwann nötig. Immerhin kann man bei Apple den Tausch beim Besuch eines Apple Stores in kurzer Zeit erledigen. Nachhaltig sind die Kopfhörer aber definitiv nicht, sondern ein Wegwerfprodukt, wie die Kollegen von "iFixit" festgestellt haben.

Apple

Fazit

In Summe liefert Apple mit den Airpods Pro erneut ein sehr gutes Gesamtpaket, das sich wohl wieder in Massen verkaufen wird. Der Sound ist gut, und auch das Noise-Cancelling kann überzeugen. Der Tragekomfort ist sehr hoch, sodass die In-Ear-Kopfhörer problemlos stundenlang getragen werden können. Aufgrund der Bauart muss man sich allerdings im Klaren sein, dass die Airpods Pro im Grunde Kopfhörer mit Ablaufdatum sind. Ein rundum überzeugendes, aber eben kurzes Vergnügen. (Daniel Koller, 5.11.2019)