WAC-Spielmacher Michael Liendl stellte nach dem Sieg gegen Sturm fest: "Wenn wir so spielen, sind wir eine Top-Mannschaft".

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Graz – Der WAC hat das unrühmliche Aus im ÖFB-Cup vergessen gemacht. Drei Tage nach der Niederlage bei Wacker Innsbruck machten die Wolfsberger mit einem 4:0 bei Sturm Graz am Samstag wieder positiv von sich reden. Effizient und druckvoll wie in besten Zeiten agierten die Kärntner. Mit dem Schwung des Sieges wollen sie an selber Stelle auch im Europa-League-Heimspiel gegen Istanbul Basaksehir glänzen.

"Nach einem kurzen Einbruch hat sich die Mannschaft wieder gefunden", freute sich Klubchef Dietmar Riegler, der die Partie von der Bank aus mitverfolgte. Wie die Beteiligten nach dem achten Saisonsieg verrieten, hatte es infolge des 0:1 in Tirol durchaus Gesprächsbedarf gegeben. "Nach Innsbruck haben wir Klartext gesprochen und heute die Antwort gegeben", meinte Michael Liendl. Der Spielmacher hatte zuletzt von zu vielen "Schulterklopfern" gesprochen. Dem gelte es entgegenzuwirken, betonte der ehemalige Deutschland-Legionär.

"Eine Top-Mannschaft in Österreich"

"Wir haben null erreicht bis jetzt. Ja, wir haben eine gute Saison. Wir alten Spieler sind aber da, den Ball flach zu halten", sagte Liendl. Gleichzeitig war sich der 34-Jährige des Potenzials seines Teams bewusst. "Fakt ist, wenn wir so spielen, sind wir eine Top-Mannschaft in Österreich. Das wollen wir auch nicht wegreden. Aber dafür müssen wir absolut am Limit kratzen." Trainer Gerhard Struber holte genau das mit seiner Mannschaft in der Merkur Arena heraus. Seine Taktik ging auf, vor Sturms Jörg Siebenhandl waren die Wolfsberger auch gnadenlos.

Tore sollen auch am Donnerstag wieder fallen. Nach der Niederlage bei Basaksehir vor zwei Wochen beklagten die Lavanttaler noch mangelnde Effizienz. Nun soll den Türken in Graz ebenso wie Sturm die Grenzen aufgezeigt werden. Struber sprach von einem "richtungsweisenden Spiel" in der Europa League. Nach drei Runden liegen der WAC und Basaksehir mit je vier Zählern einen Punkt hinter Tabellenführer AS Roma.

Die Merkur Arena haben die Wolfsberger bereits ein wenig ins Herz geschlossen. "Wir fühlen uns in diesem kleinen, feinen Stadion schon ein bisschen heimisch", meinte Linksverteidiger Lukas Schmitz, der den Erfolg gegen Sturm als "bombastisch" bezeichnete. Der WAC hofft freilich noch auf eine lautstarke Unterstützung am Donnerstag. Zwischen 6.000 und 7.000 Karten sind bisher verkauft. Allzu viele türkische Fans werden nicht erwartet. Ein Publikumsinteresse wie Fenerbahce, Galatasaray oder Besiktas ruft Basaksehir bei weitem nicht hervor.

El Maestro sucht keine Ausreden

Bei Sturm ist die aufkommende Euphorie nach Erfolgen in der Liga und im Cup wieder verflogen. Die höchste Niederlage seiner Amtszeit sorgte vor allem bei Trainer Nestor El Maestro für ein gesenktes Haupt – und deutliche Worte. "Man hat deutlich verloren, und ich meine, da ist es immer besser, die Fresse zu halten und nicht nach Rechtfertigungen, Ausreden und so weiter zu suchen", sagte El Maestro auf Sky. Der Serbe hinterfragte wieder einmal den Charakter seiner Mannschaft, sich zu überwinden.

"Wir leiden in meiner Zeit und auch davor darunter, dass wir nicht in der Lage sind, drei oder viermal in Folge zu marschieren", sagte El Maestro. Er habe dafür keine Erklärung. In der ersten Enttäuschung meinte der 36-Jährige gar, dass er sich in dieser Situation "ein bisschen verraten von dem einen oder anderen Spieler" fühle. Sein Kapitän Stefan Hierländer meinte: "Es gibt mir zu denken, dass wir heute sehr viel zugelassen haben, wo wir doch die letzen Spiele defensiv sehr gut kontrolliert haben." Im ersten Saisonduell hatte Sturm in Wolfsberg noch ein 1:0 ermauert. (APA, 3.11.2019)