Bei einer Demo der rechtsextremen Identitären gab es Kritik am ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, nachdem sich dieser von der Gruppierung distanziert hatte. Die Demo fand nach dem Terroranschlag in Christchurch statt.

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Wer als freiheitlicher Politiker die rechtsextremen Identitären kritisiert oder sich von ihnen distanziert, muss damit rechnen, auf einem Onlinepranger zu landen. Dieser soll "als öffentliches Archiv für alle indiskutablen Diffamierungen von feigen Freiheitlichen dienen", wie Identitären-Anführer Martin Sellner schreibt. Er ist sich aber unsicher, ob er das Projekt wirklich starten soll.

FPÖ kappte Verbindungen

Der große Bruch kam nach dem Terroranschlag im neuseeländischen Christchurch, bei dem ein Rechtsterrorist 51 Menschen tötete. Als bekannt wurde, dass der Täter dem Identitären-Chef Sellner 1.500 Euro gespendet hatte, und der Verfassungsschutz deswegen massive Ermittlungen einleitete, ging die FPÖ nicht – wie bis dahin üblich – nur verbal auf Distanz, sondern kappte Verbindungen zu der rechtsextremen Gruppierung. Verbindungen, die durchaus eng waren. So traten FPÖ-Politiker als Spender, Vermieter oder als Aktivisten in Erscheinung. Hochrangige Parteigänger tauchten bei Demos auf, kauften Identitären-T-Shirts oder schickten SMS an Identitäre.

Nationalratspräsidentin verzählte sich

Für Parteichef Norbert Hofer sind die Identitären ein rotes Tuch, während der blaue Klubobmann Herbert Kickl weiterhin moderate Töne anschlägt und sich vehement gegen deren Verbot aussprach. Dieses kam nicht, weil sich die freiheitliche Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller verzählte, als das Verbot im Parlament beschlossen werden sollte. Die offizielle Parteilinie lautet aber: kein Kontakte zu den Identitären.

"Feigheit"

Martin Sellner liegt diese Distanzierung offensichtlich schwer im Magen, bereits in den vergangenen Monaten hat er immer wieder "feige FP-Politiker" in sozialen Netzwerken kritisiert. Auch ließ er anklingen, dass er mehr über Verbindungen zu den Blauen sagen könne. Nun überlegt er, eine Webseite zu veröffentlichen, auf der Freiheitliche zu finden sind, die sich von den Identitären und ihrer Ideologie distanzieren. Als Arbeitstitel hat Sellner diesem Onlinepranger "Distancing Stars" gegeben. Nach eigenem Bekunden hat er die Webseite schon fast fertiggestellt.

Sellner ist sich unsicher

Sellner ist sich allerdings nicht ganz sicher, ob er die Seite veröffentlichen will. Offensichtlich überlegen die Identitären, wie sie mit der FPÖ umgehen sollen. Die Überlegungen reichen von einer Parteigründung bis hin zur Unterstützung von Herbert Kickl. So wurde anlässlich der Nationalratswahl im September dazu aufgerufen, den ehemaligen Innenminister mittels Vorzugsstimme zu wählen. (sum, 4.11.2019)