Wer gern SUVs von BMW mag, "Made in Trumpistan" jedoch verweigert, aus welchen Gründen auch immer, dann blieben nur X1 und X2, gefertigt im schönen Sachsenland, im schönen Leipzig. Frontantriebsbasiert, denn die Hinterradler (mit Längseinbaumotoren) und ihre Allradableger X3, X4, X5, X6, X7, die laufen allesamt in Spartanburg, South Carolina, vom Band.

Den X1 kann man auch nach dem Facelift noch schockfrei betrachten, die neugestalteten Nieren sind keine Entgleisung. Zur M-Sport-Ausstattung gehört auch ein richtig straffes Fahrwerk.
Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Der X1 kommt frisch vom Facelift, dem STANDARD wurde die Version xDrive25d anvertraut, eine mit Allrad folglich, in einem in freier Natur wunderbaren Grauton mit dem abschreckenden Namen Stormy Bay Metallic und in der Ausstattungsversion M Sport.

Knüppelhart

Selbige inkludiert ein adaptives Fahrwerk, das sich die Charakteristik knüppelhart redlich verdient. Dient dem sportiven, fast schon sportlichen Vorankommen, weniger den Komfortbedürfnissen verwöhnter Zeitgenossen.

Das wäre das eine. Das andere sind eine faszinierend präzise Lenkung – BMW eben, könnte man hinzufügen – und ein in Steyr ersonnener und gebauter Selbstzünder, ein Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum, 231 PS und 450 Nm Drehmoment, die hinsichtlich Leistung(sentfaltung) keinerlei Wünsche offenlässt. Dabei kamen wir bei durchaus ambitioniertem, dem eigenen Anspruch des Autos angepassten Testprofils auf knapp sechseinhalb Liter auf 100 km. Solcherart kommt man mit einer Tankfüllung auf gute 1000 km Reichweite, sofern man den großen Tank ordert. Jedenfalls laut Auskunft vom Bordcomputer.

Der Innenraum des gefaclifteten X2.
Foto: Andreas Stockinger

Nierensachen

Apropos Facelift: Der Nierengrill ist neu gestaltet, aber weit von jenem disharmonischen Protz entfernt, der 7er und X7 verunziert. Geht doch. Und weil M Sport, sind Frontschürze, Seitenschweller, Radlaufblenden etc. in Wagenfarbe gehalten, in jenem Grau eben, das in düsterer Meeresbucht sich sammelt, um alsbald lächelnd über die Lande zu ziehen.

Noch ein Wort zu den Motoren. Im X1 gibt es ausschließlich Drei- und Vierzylinder, den legendären 3,0-Liter-Reihensechser sucht man hier vergeblich, von wegen: Wer suchet, der findet. Ab März 2020 kommt mit dem xDrive25e noch ein Plug-in-Hybrid-Modell hinzu – mit über 50 km elektrischer Reichweite.

Bei aufgestellten Rücksitzen passen etwas mehr als 500 Liter ins Heck des X1.
Foto: Andreas Stockinger

Gangewechsel

Und weil prinzipiell Frontantrieb und Quereinbau, assistiert antriebsseitig nicht die weltbeste 8-Gang-Wandlerautomatik von ZF, sondern jene von Aisin. ZF hätte für diese Einbauweise auch schon seit einigen Jahren was, einen routinierten Wandler mit neun Gängen, die Weiß-Blauen haben sich aber für den japanischen entschieden. Vielleicht (weil Aisin bekanntlich im Toyota-Dunstkreis beheimatet ist) als Teil jener technischen Kooperation zwischen BMW und Toyota, als deren sichtbarstes Ergebnis neuerdings Z4 und Supra in Graz das Licht der Montagebänder erblicken.

Sportwagen ist der X1 trotz erwähnten Fahrwerks und Ausstattungslinie keiner, er glänzt beim Alltagsnutzen durch SUV-Attribute, die man früher bei Vans finden konnte: viel Platz und Nutzraum, flexibel, variabel in der Handhabung. Als besonders zweckdienlich erweist sich im X1 die (aufpreispflichtige, no, na), 2:1 verschiebbare Rückbank.

Und noch eine Ansicht von hinten.
Foto: Andreas Stockinger

Ein feiner Alltagsbegleiter also aus der traditionsreichen Messestadt Leipzig, zu Zeiten Kaiser Maximilians I. und auch danach quasi Buch(druck)hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Vielleicht sollte BMW statt des ganzen Vernetzungsklumps in jeden X1/X2 ein gutes Gratisbuch reinlegen. (Andreas Stockinger, 16.11.2019)