Man hätte es wohl nicht besser inszenieren können: Ein paar Tage bevor der Amtsbericht für eine neu zu schaffende Salzburger Stadtwache auslaufen soll, kam es am vergangenen Wochenende auf der Salzburger Partymeile Rudolfskai zu ungewöhnlich heftigen Gewaltausbrüchen. Die Exekutive musste mit einer halben Hundertschaft anrücken, wurde selbst Ziel von Attacken und hatte Mühe, den Kai zu räumen.

Auch wenn am Ende – und das ist vor allem dem Eingreifen der Polizei zu verdanken – mit vier Verletzten nicht mehr passiert ist als bei einer durchschnittlichen Zeltfest-Rauferei auch: Die Fotos und Videos passen ins Law-and-Order-Konzept, dem zufolge Salzburg mehr Sicherheitsorgane brauche. Vor diesem Hintergrund werden es die wenigsten wagen, die vor allem von Schwarz-Blau und Bürgermeister Harald Preuner seit Jahren geforderte Stadtwache – oder zumindest eine massive Aufstockung des Ordnungsamts – in Zweifel zu ziehen.

Geschäftsmodell Alkohol

Die starken Bilder überdecken freilich die – durchaus wichtigen – Details. Da wäre einmal die Aussage der Polizei, dass in den vergangenen Jahren keine generelle Zunahme von Gewalttaten am Rudolfskai und in der Salzburger Innenstadt festzustellen gewesen sei. Passt nicht ins Konzept Sicherheitswache.

Und da wäre auch über die Lokalszene an sich zu reden. Dass am Rudolfskai Jugendliche oft bis an den Rand "abgefüllt" werden, ist bekannt. Passt nicht ins Konzept Sicherheitswache – und passt schon gar nicht ins Geschäftsmodell einschlägiger Kneipen.

Kompetenzfragen

Vor allem aber wäre über Sinn und Kompetenz einer Sicherheits-, Stadt- oder Ordnungswache nachzudenken. Was tun, wenn Gewalt ins Spiel kommt? Viel mehr, als dann die Polizei anzurufen, könnten die städtischen Hilfssheriffs nämlich auch nicht machen. Eine Schlägerei unter sturzbesoffenen jungen Männern könnte eine Stadtwache auch nicht verhindern. Und alles andere hat Salzburg bis dato auch ohne Hilfstruppen ganz gut hinbekommen. (Thomas Neuhold, 4.11.2019)