Nicht zum ersten Mal tritt Donald Trump die Flucht nach vorn an und fordert die Enttarnung jenes Informanten, der die Ukraine-Affäre ins Rollen gebracht hat: Es könne sich nur um einen "großen Anti-Trump-Menschen" handeln. Was Trump nicht verdauen kann: Der Informant genießt im konkreten Fall formellen Schutz durch die Justiz und die Gesetze seines Landes.

Susan Collins gilt bei den Republikanern nicht gerade als Trump-Fan.
Foto: SAUL LOEB / AFP

Und was den US-Präsidenten ebenfalls maßlos irritiert: "Seine" Kongressabgeordneten – sprich: jene der republikanischen Partei – stehen offenbar nicht geschlossen hinter ihm; manche lavieren herum, manche sympathisieren möglicherweise sogar mit einem Impeachment-Verfahren, das gemäß einer mit 232 gegen 196 Stimmen im Repräsentantenhaus verabschiedeten Resolution tatsächlich stattfinden soll.

Während sich Trump in der Öffentlichkeit über die "Hexenjagd" echauffiert, versucht er hinter den Kulissen, seine Parteifreunde auf Linie zu bringen – so berichtet es das für gewöhnlich sehr gut informierte Magazin Politico: Dafür wirft er seine unbestrittenen Qualitäten als Wahlkämpfer in die Waagschale. Nicht nur Trump selbst will im November 2020 wiedergewählt werden, auch ein Drittel des US-Senats steht dann zur Disposition – also auch zahlreiche republikanische Senatoren, die zurzeit 53 der 100 Sitze innehaben (45 gehören den Demokraten, weitere zwei formell parteiunabhängigen Senatoren).

Zuwendungen aus der Spendenkassa

Jene Senatoren, die sich bereits für Trump deklariert haben, erhalten auch dessen höchstpersönliche Unterstützung in Form von Wahlkampfauftritten und Zuwendungen aus der Spendenkassa. Auf der Liste jener, denen der US-Präsident zu helfen bereit ist, ist unter anderen David Perdue aus Georgia im Süden der USA.

Bild nicht mehr verfügbar.

Cory Gardner klatscht nicht für Trump.
Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite

Doch interessanter sind jene Senatoren unter den Parteifreunden Trumps, die sich nicht dazu durchringen können, Trump unbedingten Gehorsam zu geloben. Da ist etwa Cory Gardner aus Colorado, der sich davor drückt, sich explizit auf die Seite des Präsidenten zu schlagen. Ähnlich unter Druck stehen die Senatorinnen Joni Ernst aus Iowa und Susan Collins aus Maine. Letztere hatte Trump für einen Tweet kritisiert, in dem es heißt, dass ein Amtsenthebungsverfahren Lynchjustiz gegen den Präsidenten gleichkomme.

Und auch eine dritte Senatorin sieht Politico auf der schwarzen Liste: Martha McSally aus Arizona. Sie stimmte zwar gegen ein Impeachment-Verfahren, will sich aber in Sachen Wahlkampffinanzierung nicht von der Partei abhängig machen.

Die Gunst des Präsidenten erhalten also nur jene, die ihm treu folgen, etwa John Cornyn aus Texas. Für Leute wie ihn setzt sich der Präsident schon seit Wochen und Monaten in die Air Force One, um deren regionale Wahlkampfveranstaltungen aufzupeppen. Denn das Zugpferd ist nach wie vor nur er: Donald Trump. (gian, 4.11.2019)