Ausgerechnet bei der Präsentation des M8 hätten wir uns fast in die spärlichen Haare gekriegt, der geniale Kollege und ich. Weil er meinte, es gäbe keine erschwinglichen Autos mehr, die junge Familien ansprechen.

Den Renault Captur gibt es ab unter 20.000 Euro, und nicht nur deswegen ist er für junge Familien sicher ein interessantes Fahrzeug.
Foto: Renault
Grafik: der Standard

Weit gefehlt. Und der Renault Captur ist dafür ein herausragend gutes Beispiel. Gelte nicht, sagte der Kollege, weil er damals um umgerechnet 10.000 Euro sein erstes Auto erstanden hätte, und der Captur rund das Doppelte koste.

Jetzt ist es halt so, dass ein Sandero um weniger Geld zu haben ist. Außerdem tun heute 20.000 Euro in etwa wohl gleich viel weh wie ihm damals die Hälfte davon. Dafür bekommt man dann bei Renault einen schönen, modernen und praktischen SUV. Niemand würde heute noch einen R4 als Familienauto andenken, oder? Und damit dann in den Urlaub nach Italien reiten. Nein.

Modern Times

Die Zeiten haben sich halt geändert. Der Schilling ist Geschichte. Der Choke auch. Der Spaß aber sicher noch nicht.

Inzwischen liegt das Abenteuer nicht in der Frage, ob man überhaupt ankommt, sondern da wird tatsächlich auch der Weg zum Ziel. Und mit jeder Modellgeneration wird alles noch besser.

Keine leichte Übung für den Captur, mag man denken, wenn man sich bewusst ist, dass der Wagen in Europa der Topseller im Segment ist. So schwer war es dann aber gar nicht, auf den kompakten SUV etwas draufzusetzen.

Das stehende Tablet haben wir so ähnlich doch schon wo gesehen, oder?
Foto: Renault

Digital- und Hybridisierung

Renault hat beim Captur inzwischen leicht nachrüsten können. Das fängt bei den LED-Scheinwerfern an, die schon in der Basisausstattung serienmäßig verbaut sind, und endet bei einem modernen Digitalpaket. Das ist jungen Familien auch sicher lieber als Reifen, die Schallplatten zum Verwechseln ähnlich sind. Heute dient das Smartphone als verlängerter Arm zum Auto, und im Auto als Stecker zur digitalen Welt. Software- und Navigationsupdates werden nun unbemerkt eingespielt, ohne dass man eine Werkstätte aufsuchen muss. Bis zum teilautonomen Fahren reichen die Assistenzsysteme inzwischen im neuen Captur.

Deutlich moderner wurde das Heckdesign.
Foto: Renault

Ein geniales Feature ist, dass man sich nun den Abstand zum Vordermann in Sekunden anzeigen lassen kann. Obwohl, das taugt vermutlich nicht nur den Freunden der sicheren zwei Sekunden, sondern lockt vielleicht auch manchen Minimalisten zu Rekordversuchen. Aber hoffen wir einmal das Beste.

Das Beste kommt beim Captur auch nicht gleich am Anfang, sondern erst im Sommer. Das wäre nämlich der Plug-in-Hybrid. Er hat eine rein elektrische Reichweite von 45 Kilometern, zwei E-Motoren und einen 1,6 Liter großen Benziner mit Partikelfilter. Systemleistung: 150 PS.

Noch fünf PS mehr hat der aktuell stärkste Benziner, den es nur mit Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe EDC gibt. Den 130 PS starken Benziner gibt es mit Sechs-Gang-Schaltung oder wahlweise mit EDC – wie auch den 115-PS-Diesel -, den kleinen, 100 PS starken Benziner, der ohne Partikelfilter auskommt, nur in fünf Gängen handgerührt.

Natürlich ist bei einem Auto, das sich so direkt an junge Kunden richtet, Konnektivitiät ein zentrales Thema.
Foto: Renault

"Nur" heißt es auch beim Frontantrieb. Dafür ist die Sitzbank um 16 Zentimeter in der Länge zu verschieben. Passt je nach Familie – also ob der Kegel neben dem Kind hinten sitzt oder neun Kegel im Kofferraum transportiert werden. (Guido Gluschitsch, 13.11.2019)